Warschau - Der wegen antisemitischer Äußerungen bekannt
gewordene polnische Geistliche Henryk Jankowski macht wieder von sich
reden. Nun hat Lech Walesas ehemaliger Beichtvater einen 17-seitigen
Rundbrief verschickt, in dem er die Wahlempfehlung gibt, nur für
"unsere" Abgeordneten zu stimmen. Damit meint er die
national-katholische Liga Polnischer Familien (LPR), die
populistische Selbstverteidigung (Samoobrona) und die neu gegründete
Partei von Radio Maryja. Auch diesmal fehlen die Kontroversen nicht:
Die Polen sollten sich ein Beispiel an der Knesset (dem israelischen
Parlament) nehmen, indem nie ein Pole sitzen könne.
Dieser Brief wurde als Mail an verschiedene Adressen verschickt,
darunter an den Sejm (das polnische Parlamen), den Senat, die
Bischofskonferenz, die Regierung, die Universitäten und die
regionalen Solidarnosc-Vertretungen. Die Idee für diesen Brief soll,
so die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza", vor drei Wochen während eines
Treffens zwischen Jankowski und dem Chef von Radio Maryja, Pater
Tadeusz Rydzyk, entstanden sein. Die beiden Geistlichen hätten damals
festgestellt, dass "der gesunde Kern" der politischen Bühne Polens
nur aus diesen drei Parteien bestehe. Die anderen Gruppierungen, wie
die Postkommunisten, die Linken oder die Liberalen seien echte
Feinde. Für sie zu stimmen, gleiche einem Selbstmord.
Kritisch äußerte sich Jankowski auch über die Situation in Europa:
"Atheisten, Libertins, Liberale, Freimauer und Postkommunisten haben
Europa und Polen dominiert." Absichtlich würden sie Drogensucht,
Alkoholismus, Ausschweifung und Abtreibung propagieren.
Der Danziger Erzbischof Tadeusz Goclowski unterstrich am
Donnerstag im Gespräch mit "Gazeta Wyborcza", dass ein derartiges
Engagement eines Pfarrers im Widerspruch zu seinen hauptsächlichen
Verpflichtungen stehe. Er wollte jedoch nicht sagen, ob und welche
Schritte er im Fall des Pfarrers Jankowskis unternehme. Der
Geistliche selbst fürchtet keine Konsequenzen. "Jetzt bin ich nur ein
bescheidener Resident bei der Hl. Brigide-Pfarre, aber ich habe noch
ein paar Missionen, die ich erfüllen möchte, beispielsweise die
Unterstützung jener Kräfte, die gut für Polen sind", erklärte
Jankowski. (APA)