Im Großen und Ganzen sind die US-Behörden mit den Sicherheitsmaßnahmen rund um Washington zufrieden: Die "Abwehr" gegen das Kleinflugzeug vom Typ Cessna 152, das am Mittwoch für kurze Zeit sowohl das Kapitol als auch das Weiße Haus zu bedrohen schien und Chaos und Evakuierungen in ganz Washington auslöste, habe vorzüglich funktioniert - erklärte zumindest ein Sprecher des Sicherheitsministeriums.

Allerdings fanden es die Behörden nicht der Mühe wert, den Bürgermeister von Washington D.C., Anthony Williams, über die Gefahr zu informieren - er wurde erst nach der Entwarnung verständigt. Auch Präsident George W. Bush erfuhr erst nahezu eine Stunde später von dem Zwischenfall in der Bundeshauptstadt: Er befand sich mit einem Schulfreund auf einer Radtour im nahe gelegenen Maryland.

Dies sei das erste Mal, so ein Vertreter des zuständigen Ministeriums, dass die Öffentlichkeit von der Aktivierung der höchsten Alarmstufe erfahren habe. Niemand wollte sich dazu äußern, wie oft Alarmstufe Rot bisher schon im Geheimen verwendet worden ist.

Vielen erschien es als Ironie, dass am gleichen Tag Berichte erschienen, in denen sich der ehemalige Sicherheitsminister Tom Ridge gegen Vorwürfe wehrte, die Alarmstufe oftmals eigenhändig und aus politischen Gründen - insbesondere während des Präsidentschaftswahlkampfes - hinaufgesetzt zu haben.

In einer Debatte über Terrorismus und Geheimdienste erklärte Ridge, sich immer wieder gegen das Hinaufsetzen der Alarmstufe ausgesprochen zu haben, da seiner Ansicht nach die vorhandenen Geheimdienstberichte nicht ausreichend gewesen seien. Er sei jedoch zumeist von Mitgliedern der Bush-Regierung überstimmt worden.

Abschuss von Cessna über Washington wurde erwogen

Die US-Sicherheitsbehörden haben den Abschuss des Kleinflugzeugs erwogen, das versehentlich in den gesperrten Luftraum eingedrungen war. Wie ein ranghoher Regierungsbeamter aus dem Sicherheitsapparat am Donnerstag sagte, stand eine Entscheidung kurz bevor, ehe die Cessna dann doch abdrehte.

Die Sicherheitsbehörden seien ständig telefonisch in Kontakt gestanden und hätten über einen möglichen Abschuss gesprochen, sagte der Beamte, der anonym bleiben wollte. "Ob noch Sekunden oder Minuten, bis zu einer Entscheidung wäre nur noch sehr wenig Zeit geblieben", sagte der Gewährsmann weiter.

Verirrter Flugschüler und Lehrer

Zwei F-16-Kampfflugzeuge hatten bereits Warnschüsse abgefeuert. Daraufhin drehte die nur noch vier Kilometer vom Weißen Haus entfernte Cessna ab und wurde von den Militärmaschinen auf den Flugplatz von Frederick in Maryland eskortiert. Da sich die beiden Piloten - ein Fluglehrer und sein Schüler - offenbar verirrt hatten, beschloss die Regierung, auf eine Anzeige zu verzichten. Nach einem Verhör wurden die beiden wieder freigelassen. (APA/red ,Susi Schneider/DER STANDARD, Printausgabe, 13.5.2005)