Alfred Polgar, Schriftsteller, 1873-1955, Exil 1933-1949

"Für viele Österreicher, nebenbei bemerkt, beginnt die tragische Geschichte ihres Vaterlandes mit dem ersten Bombenfall auf dieses. Die Spanne von 1938 bis dahin ist für sie Prähistorie; und als solche mit Nebel bedeckt . . . Ich z. B. habe beschlossen, dass meine alte Haushälterin, Frau Nowak, keine Nazi war, obschon sie höchstwahrscheinlich eine war; andernfalls hätte ich mir nicht erlaubt, sie wiederzusehen, und das habe ich doch gar zu gerne gewollt. Was der Mantel der christlichen Nächstenliebe heißt, ist meistens nur der Schlafrock der moralischen Bequemlichkeit."

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Hilde Spiel, Schriftstellerin, 1911-1990, Exil 1936-1963

"Hatte ich richtig gehandelt, war es klug, dieser Realität wieder zu vertrauen, in der alsbald die Intrige sich schlang, wo Gestalten von der bleichen oder feisten Dämonie Thönys und Kubins mich um die Lebensfreude brachten? . . . Ich habe die Hälfte meines Lebens nicht in meinem Vaterland verbracht, ich habe seit frühesten Tagen andere Städte geliebt, wie Viareggio und Paris, wie Brügge und Venedig, wie Cambridge und San Francisco und New Orleans, aber ich will nirgendwo anders zur Welt gekommen sein. Ich will diesen Begriff mit mir tragen, will in dieses Österreich eingehüllt sein, wo immer und wie lange ich auch bin."

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Georg Kreisler, Kabarettist, 1922 - , Exil 1938-1955

"Ich bin so stolz auf mich, ich bin ein echter Wiener! Ich bin so stolz auf mich: ich stamme nicht aus Rom! Ich bin kein Brünner, kein Tessiner, kein Berliner, kein Argentinier, kein Turiner, nicht aus China, nein, meine Geburtsklinik, sie stand am Donaustrom! Ich bin so stolz darauf, dass ich auf mich so stolz bin, und dass ich stolz bin, weil ich stolz bin, füllt mich aus, weil ich vom reinsten Wiener Schrot und Korn und Holz bin, Ich bin halt hier, wo ich zu Hause bin, zu Haus." (DER STANDARD, Printausgabe, 13.05.2005)

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