Foto: Hannes Schlosser
Die diesjährige Tiroler Landesausstellung steht offen. "Die Zukunft der Natur" wird an zwei weit voneinander entfernten Orten thematisiert: im hochalpinen Galtür und im urbanen Hall. In der Halle des Salzlagers wurde ein Hotel mit 24 (Ausstellungs-)Räumen gestaltet.

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Hall – "Das ist ein völliges Nichtthema", betont Projektleiter Benno Erhard. Bei "Die Zukunft der Natur", der mehrfach verschobenen Tiroler Landesausstellung, "geht es um uns". Erhard spricht von einer Landesausstellung "neuen Typs": mit dem Schweizer Expo-Star Martin Heller in einer Art Intendantenrolle und nach internationalen Ausschreibungen vergebenen Gesamtaufträgen an Arbeitsgemeinschaften.

Das Gesamtbudget für beide Ausstellungen (Gestaltung und Betrieb) beziffert Erhard mit 4,8 Millionen Euro. Nicht darin enthalten sind jene 1,4 Mio. für Umbauten im Salzlager Hall und die Sanierung des konkursreifen Alpinariums Galtür. Ausdrücklich hebt Erhard hervor, dass es "keinerlei politische Interventionen" während der turbulenten letzten Monate gegeben hätte.

Vierspurige Autobahn in originaler Dimension

Hautnah an Tiroler Umweltproblemen ist der Zugang zur Haller Ausstellung gestaltet: einhundert Meter vierspurige Autobahn in ihren originalen Dimensionen, die nach der Ausstellung als Busparkplatz dienen werden. In der Halle des Salzlagers haben die Schweizer Architekten Piet Eckert und Rainer Zulauf sowie der deutsche Künstler Via Lewandowsky ein Hotel mit 24 Räumen gestaltet.

Im Restaurant kann man dort über Kopfhörer den philosophischen Tischgesprächen von Geistesgrößen über die Natur folgen. Die Belle-Epoque-Atmosphäre des Raumes mit seinen schweren Kristalllustern wird durch die Vitrinen am Rand gebrochen: Sie enthalten keine kulinarischen Köstlichkeiten, sondern die Gerippe von Sauriern, Vögeln und Fischen.

Saliera ist wieder da

Im Müllraum wird die moderne Legende vom nikotinsüchtigen Eichhörnchen nachgestellt. Der Fitnessraum hat den Schweiß von Jahrzehnten in sich aufgesogen, man watet knöcheltief in Salz, die Fitnessgeräte sind von einer kristallinen Schicht überzogen und mitten drinnen, in einer Vitrine, steht die Saliera. Im Hotelsafe wird der Genpool aufbewahrt, die Rezeption ist von 64 Bildschirmen geprägt, die ebenso viele "Universum"-Sequenzen bedrohter Tierarten abspielen. Das Zimmer, in dem Gott wohnt, bleibt als einziges verschlossen.

Gebrochen wird die plakative, aber originelle Installation, die sich abwechslungsreich durchs Hotel zieht, mit Zugängen zu den Datenbergen über den bedrohten Zustand der menschlichen Lebensräume. Mit Tirol hat das Ganze wenig zu tun und ist insofern mehr Welt- denn Landesausstellung. Durchaus auch kritisch, aber sicher nicht provokant. (Hannes Schlosser, DER STANDARD – Printausgabe, 13. Mai 2005)