Die Regierung verabsäume es seit Jahren, das Wirtschaftswachstum durch zusätzliche Investitionen in Forschung und Innovation effektiv anzukurbeln, sagte Androsch. Dabei müsste man klotzen und nicht kleckern. Eine Milliarde zusätzlich bis 2010 vor allem in die außeruniversitäre Forschung zur Schaffung von Arbeitsplätzen sei zwar begrüßenswert, aber erheblich zu wenig.
"Studiengebühren praktisch ohne Gegenleistungen"
Androsch kritisiert dabei aber nicht nur die seiner Ansicht nach unterdotierte industrienahe Forschung, sondern auch die mangelhafte finanzielle Ausstattung der Unis, also der Grundlagenforschung. "Das Budget für die Unis hält derzeit auf dem Stand von 1999", so der Ex-Politiker. Er nannte als Gegenbeispiel die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, diese habe das fünffache Budget der Technischen Universität (TU) Wien. Studiengebühren würden praktisch ohne Gegenleistungen von den Studenten verlangt. "Wenn Prüfungsplätze etwa an der Uni Graz verlost werden, ist das ein Skandal", kritisierte Androsch.
Die Forschung werde aber nicht nur zu wenig finanziell gefördert, sondern zusätzlich auch noch durch "hypertrophe Bürokratie" behindert. "Wir sind im Verhindern Weltmeister, bei der Bildung Vernachlässigungs-Weltmeister und bei den Vorschriften Übertreibungsweltmeister", so das Urteil des Industriellen.
Mainoni: Weitere Anstrengungen nötig
Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (B) wies die Anschuldigungen Androschs zurück. Auch die Forschungspolitik müsse im Einklang mit der sonstigen Finanzpolitik stehen. Die Senkung der Neuverschuldung sei eine wichtige Säule, daran führe kaum ein Weg vorbei. Außerdem stehe Österreich in puncto Innovation nicht so schlecht dar, das würden auch unabhängige, internationale Studien belegen.