Dort setzte auch die Kritik der Grünen an, die bezweifeln, dass wesentliche Änderungen wie beispielsweise die Einführung der Gesamtschule jetzt rechtlich möglich werden. Überhaupt stieß sich Bildungssprecher Dieter Brosz daran, dass solch eine Frage letztlich an den Verfassungsgerichtshof delegiert werde. Zusätzlich störte ihn, dass wichtige Bereiche wie Lehrplangestaltung und Stundenkürzungen weiterhin vom Bildungsministerium mittels Verordnung geregelt werden. Die Grünen wären jedenfalls für einen kompletten Wegfall der Zwei-Drittel-Erfordernis gewesen, ihr Antrag dazu fand aber keine Zustimmung.
Kompromiss
Die anderen Parteien sahen den mühsam über Wochen ausgehandelten Kompromiss da schon viel positiver. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) bemühte das Bild vom "Meilenstein", VP-Bildungssprecher Werner Amon erkannte eine "historischen Vorlage", SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer hält substanzielle Reformen des österreichischen Bildungswesens nun für möglich (und notwendig), und die Bildungssprecherin der blau-orangen Fraktion Mares Rossmann versprach, dass man trotz des erhöhten Gestaltungsspielraums keinesfalls "bildungspolitische Bocksprünge oder Experimente auf Kosten unserer Kinder" durchführen werde.
Wenn es um konkrete Maßnahmen geht, war man sich zwischen schwarz, rot, orange und blau dann schon wieder viel weniger einig. Amon machte gleich klar, dass es mit der Gesamtschule auch in Zukunft nichts werde dürfte. Für den Gesetzgeber sei eines völlig klar - "dass vieles ermöglicht wird an Reformen, an Neuem, aber das, was gut ist, auch abgesichert bleibt", meinte er zu diesem Thema. Gehrer wiederum zeigte ihre Skepsis zu einer verpflichtenden Ganztagsschule: Sie halte es für "völlig falsch, Schulen vollkommen vom Familienleben und der Gesellschaft abzutrennen".
Gerade diese Projekte sind es aber, die der Opposition am Herzen liegen. Gusenbauer meinte, Schulisches solle an der Schule erledigt werden und die Eltern nicht auf Nachhilfe angewiesen sein. Notwendig sei eine Schule, in der die Schwächeren gefördert und die Begabten besonders gefordert würden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist für BZÖ-Sportstaatssekretär Karl Schweitzer eine Qualitätssicherung notwendig. Die "Schule der Zukunft" soll seinen Vorstellungen zu Folge als "Bildungsunternehmen" geführt werden.