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ÖAW-Präsident Herbert Mang

Foto: APA/OEAW/A JURKOWITSCH
Wien - Bildungsministerium und Forschungsrat haben in den vergangenen Monaten Reformen von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gefordert. Nun geht die Akademie in die Offensive und plant von sich aus Neuerungen: Wie ÖAW-Präsident Herbert Mang am Mittwoch im Rahmen der traditionellen Feierlichen Sitzung der Akademie ankündigte, soll künftig ein Senat als Bindeglied zwischen Gesellschaft und ÖAW fungieren. Außerdem sollen Evaluationen von ÖAW-Einrichtungen verbessert und zu einer "scharfen Waffe" gemacht werden, wie Mang ergänzte.

Im neuen ÖAW-Senat wird der jeweilige Nationalratspräsident den Vorsitz führen. Weiters werden dem Gremium u.a. ein Vertreter der Landeshauptleute-Konferenz, der Präsident des Verfassungsgerichtshofs, die Präsidenten der deutschen Max-Planck-Gesellschaft und des Schweizerischen Wissenschaftsfonds sowie ÖAW-Mäzene sitzen. Der Senat könnte beispielsweise der Akademie empfehlen, bestimmte Forschungsthemen von nationalem oder internationalem Interesse aufzugreifen oder auf Anfrage der ÖAW tätig werden, schildert Mang mögliche Aufgaben des Gremiums, das von der Gesamtakademie bereits beschlossen wurde. Der dafür notwendigen Änderung der Satzung muss noch der Bundespräsident zustimmen.

Reformen von innen

Mang verweist in diesem Zusammenhang auf die "zahlreichen Satzungsänderungen der vergangenen Jahre, die belegen, dass die ÖAW keinerlei äußerer Anstöße bedarf, um Reformen durchzuführen". Die ÖAW habe in ihrer 158-jährigen Geschichte Reformen immer aus eigenem Antrieb in Angriff genommen, das entspreche auch ihrem Selbstverständnis. Das bedeute aber nicht, dass sich die ÖAW nicht der Diskussion stellen wolle und alles am besten wisse, "die Akademie ist stets zu reformieren". Aus diesem Grund gebe es eine Kommission in der Akademie, die sich mit Reformvorschlägen auseinander setze und Gespräche mit dem Forschungsrat (RFT), in denen u.a. über mittelfristige budgetäre Planungssicherheit gesprochen werde.

So sieht Mang auch Verbesserungsmöglichkeiten für die "Mittelfristigen Forschungsprogramme", welche die Akademie als "Element der Qualitätssicherung" in den vergangenen zehn Jahren zwei Mal (für 1996-2000 und 2001-2005) beschlossen hat. Es gehe darum, die Evaluationen zu einer "scharfen, aber erträglichen Waffe zu machen. Man darf nicht den Eindruck gewinnen, dass das eine stumpfe Angelegenheit ist", so Mang. "Doch zu glauben, dass Evaluationen einen Hebel darstellen, der große Einsparungen ermöglicht, ist aber unrealistisch", betont der Akademie-Präsident. Ältere Einrichtungen seien überwiegend klein, so dass eine Schließung den Finanzbedarf der ÖAW nicht wesentlich senken würde. Außerdem seien ältere Themenfelder nicht automatisch überlebt.

Absage an bloße "Ehrenhalle"

Im Zusammenhang mit der vom RFT vorgeschlagenen Reform des Stipendiensystems in Österreich wolle die Akademie, die mehrere Stipendienprogramme verwaltet, "keinerlei Monopol-Ansprüche stellen", so Mang. Woran der ÖAW aber liege, sei eine ausreichend hohe Dotierung der Programme, "um bei der Vergabe leichter zu gerechten Entscheidungen zu kommen".

Die ÖAW wolle "eine Symbiose aus traditioneller Gelehrtengesellschaft und moderner Forschungsträgereinrichtung sein und sich keinesfalls auf die Funktion einer Ehrenhalle beschränken, die ihre Hauptaufgabe in der jährlichen Selbstergänzung sieht", betonte Mang. Die Akademie wolle auch nicht nur Institute verwalten. Klassische Akademieaufgaben, zu denen der Präsident u.a. die Verwaltung von Stipendienprogrammen, die Vergabe wissenschaftlicher Preise, die Erledigung ministerieller Aufträge oder Politikberatung zählt, sollen weiter wahrgenommen werden.(APA)