Es sei absehbar, dass um das Jahr 2020 keine Atomkraftwerke mehr liefen, sagte Trittin im MDR. Er warnte zugleich davor, den Ausstieg rückgängig zu machen und Laufzeiten zu verlängern. Dadurch würden Investitionen von Energieversorgern von 19 Milliarden Euro in neue Gaskraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und damit auch Arbeitsplätze gefährdet, sagte er dem Nachrichtensender n-tv.
"Milliardenschwerer Irrtum"
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Müller, erklärte zu dem Aus des AKW Obrigheim, damit werde "ein weiteres Kapitel in einem milliardenschweren Irrtum" geschlossen. Die energiepolitische Sprecherin der Grünen, Michaele Hustedt, sagte im Bayerischen Rundfunk, auch wenn deutsche Atomkraftwerke sicherer als zum Beispiel Tschernobyl seien, könne auch in Deutschland ein Gau dieser Größenordnung passieren. Da es Alternativen zur Atomkraft gebe, sollte Deutschland Schritt für Schritt aussteigen.
Die Union CDU/CSU will dagegen möglicherweise nach einem Regierungswechsel bei der Bundestagswahl 2006 Teile des Atomausstiegs rückgängig machen. "In der Union gibt es einen breiten Konsens, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern", sagte der umweltpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Paziorek (CDU), der "Berliner Zeitung" vom Mittwoch. Voraussetzung sei aber, dass die Meiler technisch weiterhin zuverlässig seien.
Was noch zu tun ist
Das AKW Obrigheim wird in den kommenden zwei Jahren auf die endgültige Stilllegung vorbereitet. In dieser Zeit werden die Brennelemente in das Standortzwischenlager gebracht und die Betriebsstoffe entsorgt, wie EnBW-Technikvorstand Thomas Hartkopf erklärte. Anschließend wird mit dem Abbau begonnen, der bis 2023 abgeschlossen sein soll. EnBW beziffert die Kosten für den Abbau des Meilers auf 500 Millionen Euro. "Technisch und wirtschaftlich betrachtet" hätte Obrigheim seinen Betrieb weiterführen können, betonte Hartkopf.