Freimüller ist bei der WM Pressebetreuer für das österreichische Team. Der Lockout in Nordamerika macht die zeitlich begrenzte Nebenbeschäftigung möglich. Ab Sommer, so hofft er, soll es aber wieder voll los gehen. Wer darunter Spiele in wunderbaren Arenen vor 15.000 Zuschauer vorstellt, irrt. Spiele am Vormittag in eisigen Hallen vor einer Hand voll Fans sind die Realität. 200 bis 220 Juniorenspiele schaut sich der 37-Jährige jede Saison an. In Sibirien, am Polarkreis, irgendwo in Europa.
Freimüller machte sich als Eishockey-Experte einen Namen, als er als "Fan" in Tschechien und der Slowakei bei Spielen war. Einer seiner Kontakte, Bob Owen, avancierte 1998 zum Chefscout von Atlanta und holte den Wiener in sein Team. Nun ist er der einzige hauptberufliche Europa-Scout der Thrashers, er hat einen Finnen und einen Russen zur Seite. So decken sie alle 17-Jährigen ab, die für den nächsten NHL-Draft in Frage kommen. Im Draft sichern sich die Klubs die Rechte an den Talenten, die Scouts sind dafür verantwortlich, dass keine Nieten gezogen werden.
"Die überragenden Spieler siehst du sofort"
"Du bewertest 17-jährige Spieler, wie sie mit 24 sein werden. Die überragenden Spieler siehst du sofort, die schlechten auch. Die anderen 80 Prozent sind das Schwierige", erklärt der Wiener. Falsche Einschätzungen passieren da zwangsläufig. "Die Spitzenspieler haben noch alle gepasst. Wir haben noch nie einen übersehen, nur falsch bewertet. Aber es gibt keine Vorwürfe, weil das passiert jedem. Jedes Jahr draftest du neun Spieler. Wenn es zwei in die NHL schaffen, ist es gut, bei drei schon sehr gut", sagt der Thrashers-Scout.
Bewertet werden die Spieler mit einer Note von eins bis neun (ab sechs haben sie NHL-Potenzial) und in den Kategorien Eislaufen, Kampfkraft, Führungsverhalten, Stocktechnik und Spielverständnis. Zudem gibt es eine "Want"-Marke, in die auch Charakter und Einstellung einfließen. Gespräche mit den Spielern, Mannschaftskollegen und Trainern bilden dafür die Grundlage. Nach jedem Spiel verfasst der Scout einen Bericht, jedes Monat ein Ranking.
Bei großen Turnieren in Tschechien und der Slowakei im August machen sich die Scouts einen ersten Überblick über den Jahrgang, bei Nachwuchs- oder B-Weltmeisterschaften ist auch ein Blick auf Talente außerhalb der großen Eishockey-Nationen möglich. Im Jänner treffen sich die Talente-Späher der Klubs, um Wünsche und Taktik beim Draft abzustecken. Treffpunkt ist aber auch die A-WM, wo Scouts oft mit ihren Klub-Chefs zusammen kommen. Hier erhalten sie einen Überblick über Talente, fertige Profis und von ihnen gedraftete Spieler, die noch keinen Vertrag erhalten haben.