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Salzburg - In Österreich wird es anlässlich des 70. Geburtstags des Dalai Lama am 6. Juli keine Briefmarke mit dem Sujet des tibetischen Oberhauptes geben. Ein Bürgerrechts-Aktivist hatte eine so genannte "personalisierte Marke" in Auftrag zu geben.

Doch nun teilte die Post AG mit, dass sie die Marke nicht produzieren lässt. Der Aktivist spricht von Interventionen der chinesischen Botschaft.

"Massive Interventionen"

"Ich wurde von einem Postbediensteten angerufen. Der erklärte am Telefon, dass auf Grund sehr massiver Interventionen durch die chinesische Botschaft die Herausgabe der Marke abgesagt werden müsse."

Besonders überraschend sei gewesen, dass den Chinesen sowohl sein Name als auch die Anzahl der geplanten Briefmarken genau bekannt gewesen sei, schilderte der Wiener Bürgerrechts-Aktivist Heinz Stoff in der Mittwoch-Ausgabe der "Salzburger Nachrichten" (SN).

Post-Sprecher Michael Homola bestätigte, dass die Marke "ohne Angabe von Gründen" nicht gedruckt wird. Die Post AG habe es sich bei personalisierten Marken vorbehalten, eine Erzeugung auch ohne Nennung von Gründen abzulehnen.

Kein Dementi

Auch die Frage, ob es Interventionen der chinesischen Botschaft gegeben habe, wollte Homola nicht eindeutig beantworten. Man werde aber im SN-Bericht kein Dementi von ihm finden, so der Post-Sprecher.

Die Post AG selbst legte im Sommer 2004 den Plan, anlässlich des 70. Geburtstages des mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten tibetischen Exil-Oberhauptes eine Sondermarke herauszubringen, auf Eis. Auch damals war von chinesischen Interventionen die Rede. Von der chinesischen Botschaft konnte die APA vorerst keine Stellungnahme einholen.

Schwere Zerwürfnisse zwischen Wien und Peking

1993 hatte Peking ohne Erfolg versucht, die Teilnahme des Dalai Lama an der UNO-Menschenrechtskonferenz in Wien zu verhindern. Dies hatte vorübergehend zu einem schweren Zerwürfnis zwischen Österreich und der Volksrepublik China geführt.

Tibet war 1951 - ein Jahr nach dem Einmarsch der chinesischen Truppen - gegen den eigenen Willen in die Volksrepublik China eingegliedert worden. 1959 wurde ein Volksaufstand der Tibeter von der chinesischen Armee blutig niedergeschlagen, etwa hunderttausend Menschen flohen, darunter auch der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, der seither im Exil in Nordindien lebt.

Anlässlich des 46. Jahrestages des Volksaufstands hat der Dalai Lama heuer im März Peking versichert, keine staatliche Eigenständigkeit für sein Volk anzustreben. Man habe sich dem "mittleren Weg" verschrieben und sei gewillt, Teil der Volksrepublik zu bleiben.

"Ich bin überzeugt, dass ein solcher Ansatz den Tibetern auf lange Sicht materiellen Fortschritt bringen wird." Der Friedensnobelpreisträger forderte aber Autonomie. (APA)