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Meinungsforscher halten ein Jetset-Privatleben eines Politikers für politisch unklug: "In den USA hätte ein Politiker bereits zurücktreten müssen"

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader
Wien - Die "Marke" Karl-Heinz Grasser ist nach den internationalen Berichten rund um die Liaison des Ressortchefs mit der Kristallerbin Fiona Swarovski weiter beschädigt worden, sagte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.

Beschränkt amtsfähig

Gerade die Rolle eines seriösen Finanzministers passe "nur sehr schwer mit einem hormongesteuerten Jet-Set-Leben zusammen". "Eigentlich ist der Minister derzeit nur beschränkt amtsfähig. In den USA hätte er bereits zurücktreten müssen", so der Meinungsforscher.

Öffentlich geregeltes Privatleben

Wäre Grasser in der Privatwirtschaft tätig, wären Artikel wie jener in der deutschen Boulevardzeitung "Bild", der ihn unter dem Titel "Dieser Finanzminister hat alles Griff" beim Badeurlaub mit Fiona zeigt, nicht weiter tragisch. "Er ist ja ein fescher Junggeselle", so der Meinungsforscher. Für einen Politiker, der sein Gehalt letztlich vom Steuerzahler erhält, könnten, so Bachmayer, solche Meldungen allerdings ins Auge gehen. "Insbesondere die klassischen Ämter Bundeskanzler, Innen- und Finanzminister sind nun einmal öffentlich auch mit einem geregelten Privatleben verbunden", sagte der Meinungsforscher.

Es sei derzeit kaum denkbar, dass Grasser unpopuläre Entscheidungen treffen könnte, ohne dass ihm vom Wähler sein luxuriöser Lebensstil vorgehalten werden würde. Zudem schätzte der Meinungsforscher, dass die Berichte auch unter den Beamten im Finanzministerium für zumindest "Erheiterung" gesorgt hätten. "Die Österreicher sind bestimmt nicht extrem konservativ, aber mit seinem übertrieben lockeren, leichten Jet-Set-Life hat er sicherlich vertrauen verloren", so der OGM-Chef.

Viel Spielraum, die Affäre zu übertauchen, hat Grasser Bachmayer zufolge nicht. "Er kann eigentlich nur weiter erklären, dass sein Privatleben seine Privatsache ist und niemanden etwas angeht", so der Meinungsforscher. Er rate dem Minister allerdings dringend, eine "innere Konsolidierung" zu vollziehen. Bei aller Problematik konnte der Meinungsforscher der Causa aber durchaus auch eine kabarettistische Komponente abgewinnen. "Eigentlich sollte man Karl-Heinz Grasser zu einem Tourismusminister machen", ätzte der Meinungsforscher. Österreich habe ja insbesondere im Sommerfremdenverkehr ein Problem damit, "zu wenig sexy zu sein". (APA)