Foto: www.betandwin.com
Wien - Der börsenotierte Online-Wettanbieter betandwin.com bleibt seiner "Anti-Dividenden"-Politik auch in den kommenden Jahren treu. Anstatt an die Aktionäre eine Dividende auszuschütten, wird das Kapital in Marketingmaßnahmen investiert. Denn "wichtig ist, in die eigene Marke zu investieren und den Kundenstock zu vergrößern", so Co-CEO Norbert Teufelberger bei der Pressekonferenz zur Zukunftsstrategie. Das Marketingbudget bleibt also auch in den kommenden Jahren sehr hoch und soll heuer auf 60 bis 80 Millionen Euro verdreifacht werden. Diesen Kurs werde das Unternehmen fortsetzen, solange das Kundenwachstum anhalte, betonte Co-CEO Manfred Bodner.

Die beiden Vorstände geben sich zuversichtlich, die für 2005 angepeilte "zumindest dreistellige Steigerungsrate in Bezug auf Umsatz, Erlöse und Registrierungszahlen" zu erreichen. Im Vordergrund stehe dabei aber nicht die Gewinnmaximierung. Wichtiger sei es, "das Unternehmen stark zu positionieren" um künftig "überproportionale Gewinne" einzufahren. Seit 2003 werde ein positiver Cash-flow erwirtschaftet, und dies zu halten, sei das Ziel. Die liquiden Mittel will das Unternehmen gemäß den Analysten-Vorhersagen heuer von 33,5 auf knapp 50 Millionen Euro erhöhen.

Bis 2007 will der Online-Bookie unter den Top 5 der Online-Gaming-Unternehmen mit jährlichen Erträgen von 125 Millionen Euro sein.

Expansion

Der Expansions-Fokus liegt auf Kontinentaleuropa und im CEE-Raum, wo die Marktpenetration durch betandwin noch sehr gering sei. In Zentraleuropa liege das Potenzial für Internet-Wetten bei zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Ziel von betandwin sei es, in allen EU-Ländern und Russland zumindest zwei Prozent dieses Potenzials auszuschöpfen. Abgesehen von Österreich, Deutschland, Griechenland und der Türkei sei dieses Ziel bisher noch nicht erreicht worden.

Nach der Fußball-WM 2006 will man über Kontinentaleuropa hinausgehen. Asien und die USA seien "sehr interessante Märkte".

Fusion derzeit kein Thema

Solange das Unternehmen weit stärker wachse als die Konkurrenz, sei auch eine Fusion mit einem Mitbewerber kein Thema. Längerfristig wurde ein Zusammenschluss etwa mit der britischen Sportingbet nicht ausgeschlossen. "Wir werden in den nächsten zwei Jahren sehen, ob eine solche Partnerschaft Sinn macht und von den Aktionären her unterstützt wird. Synergiepotenzial gibt es sicher", erklärte Bodner.

"De facto"-Aktiensplit

Bei der am Dienstag stattfindenden Hauptversammlung soll ein "de facto"-Aktiensplit im Verhältnis 2:1 beschlossen werden. Weil die Aktie von betandwin mit einem Euro Nennwert auf Grund der derzeitigen Gesetzeslage nicht mehr geteilt werden konnte, werde jetzt durch eine "formelle" Verdoppelung des Grundkapitals ein "Split" im Verhältnis 2:1 durchgeführt. Teufelberger: "Wir wollen damit die Aktie leichter machen, sie für Kleinaktionäre öffnen". Auf das Listing werde sich diese Maßnahme allerdings erst mit 1. Juni auswirken.

Einen weiteren Aktien-Split hat Teufelberger nicht ausgeschlossen, dieser komme aber erst nach einer gesetzlichen Senkung des Mindestnennwerts in Frage, betonte Teufelberger. Und Bodner betonte: "Wir wollen keine Aktie über 100 Euro".

Wechsel im Aufsichtsrat

Mit Spannung werden eventuelle Änderungen im Aufsichtsrat erwartet, denn auf der Tagesordnung der Hauptversammlung steht auch der Punkt "Wahlen in den Aufsichtsrat".

IT-Herausforderung

Wurden 2004 rund 4 Transaktionen/Sekunde abgewickelt so waren es im ersten Quartal 2005 bereits 7,2 mit einem durchschnittlichen Einsatz von 7 Euro. Die Abwicklung der Wetten werde daher zunehmends zu einer technischen Herausforderung. Daher wird vor allem auch in den IT-Bereich investiert. Derzeit hat betandwin 300 Server in zwei Rechenzentren stehen und verwaltet rund 6000 Abfragen pro Sekunde. Mehr als 4000 Wetten werden pro Tag abgegeben und rund 50.000 Transaktionen verbucht.

Die Integration von Video&Audio-Streams auf der betandwin-Plattform sei "gut angekommen". Dieser Bereich soll ausgebaut werden. Auch in Richtung mobile und interaktive Wettplattformen werde bereits überlegt. Die Kooperation mit dem Bezahlfernsehen Premier soll von Österreich auf Deutschland ausgeweitet werden. Außerdem arbeitet das Unternehmen am Abschluss von Verträgen mit zwei großen europäischen Mobilfunkunternehmen

Vorstand Teufelberger: "Sind keine neue Internet-Blase"

Trotz der massiven Kursgewinne und der derzeit noch schwachen Gewinne will betandwin-Chef Norbert Teufelberger nicht von einer neuen Internet-Blase sprechen. "Wir haben im vergangenen Jahr bewiesen, dass wir keine neue Blase sind", betonte Teufelberger. Zahlreiche internationale Fonds hätten sich zuletzt bei betandwin eingekauft, weil diese großes Potenzial bestätigen würden. Er erwarte, dass dieses Interesse bestehen bleibe. Schließlich stehe betandwin erst am Beginn, so Teufelberger. Das Unternehmen hofft jetzt darauf, neben den Fonds auch künftig von den Banken verstärkt öffentlich analysiert zu werden. Bisher erstellt nur die Erste Bank Prognosen für betandwin - ihr Kursziel bei anhaltender Kaufempfehlung lautet 150 Euro. Auf das wachsende Interesse der Finanzwelt hat betandwin bereits dadurch reagiert, dass ein neuer Investor-Relations-Manager bestellt wurde. (APA/bp)