Kritik an der Stadtverwaltung übte die Initiative der Wiener Bürgerinitiativen am Dienstag in einer Pressekonferenz. Der Zusammenschluss von 17 einzelnen Gruppen verlangt die "längst fällige" Umsetzung der Charta von Aalborg und mehr Gehör im Rahmen der Agenda 21 bei lokalen Projekten. Eine Demonstration am kommenden Donnerstag soll den Forderungen Nachdruck verleihen, sagte Sprecher Helmut Hofmann.

Erst in sechs Wiener Bezirken sei die Agenda 21 - die ein Teil der Vereinbarung von Aalborg sei und Anrainern und Initiativen mehr Mitsprache ermögliche - umgesetzt worden, kritisierte Hofmann. Bereits bestehende Bauprojekte würden davon aber nicht betroffen. Zudem obliege es den Verantwortlichen, meist den Bezirksvorstehern, welche Themen zugelassen würden. Die vorgesehene Bürgerbeteiligung werde oft zu einer "Bürgerbeleidigung", sagte Hofmann.

Zu wenig Rücksicht auf wünsche der Anrainer

Hofmann zitierte eine IFES-Studie aus dem Jahr 2003 wonach rund 30 Prozent der Wiener bereit wären, aktiv die kommunale Verwaltung mitzugestalten. Die Realität sähe aber anders aus, auf die Wünsche und Sorgen der betroffenen Anrainer würde zu wenig Rücksicht genommen.

Mit der Demonstration, die am Donnerstag um 17.00 Uhr am Graben startet, will die Plattform der Bürgerinitiativen auf diese "Missstände" aufmerksam machen. Der Termin wurde demnach bewusst gewählt, weil zeitgleich die UNESCO-Konferenz zu dem Thema "Welterbe und zeitgenössische Architektur" in Wien stattfindet.

Zusammenschluss der Initiativen

Christian Schuhböck von der Umweltorganisation Alliance for Nature, die den Zusammenschluss der Initiativen unterstützt, forderte auch mehr Aktivitäten beim Schutz des Weltnaturerbes in und um Wien. So sei etwa die Untertunnelung der Lobau bedenklich. Positiv sah Schuhböck hingegen, dass die Döblinger Bezirksvertretung den Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) gebeten hat, sich für eine Anerkennung der Weinbauregion Grinzing als Welterbe einzusetzen. (APA)