Die Zeitzeugen Ana Zablatnik und Florian Siencnik erzählen von ihren Erlebnissen in den Kriegsjahren und Nachkriegsjahren.

Montage: derStandard.at / Videostills: Ernst Logar

"Den Blick hinrichten", Installationsansicht Galerie Freihausgasse 2005

Foto: Ernst Logar

Wien/Villach – "Wir waren dauernd nur Sklaven für dieses sogenannte Herrenvolk", so Peter Kuchar. Sieben Kärntner Slowenen der Jahrgänge 1923-1931 hat Ernst Logar zu der Zeit ihrer Aussiedlung während des Nazi-Regimes und ihren Erlebnissen in den Kriegsjahren und Nachkriegsjahren befragt. Die intime Kamera-Perspektive und die durch Schwarzblenden rhytmisierten Bilder machen daraus ein schlichtes und intensives Video-Dokument über ein allzu oft ausgeblendetes Stück Kärntner Zeitgeschichte. Schon seit 1942 hatten Kärntner Slowenen bei den Partisanen gekämpft oder mit ihnen zusammengearbeitet, rund 1000 von ihnen machten die Nazis bis Kriegsende kurzen Prozess. Bis heute ist ihr aktiver Widerstand in Österreich nicht anerkannt, sie werden in Schulbüchern wie bei den jüngsten Gedenken verschwiegen.

Augenzeugen

"Bald werden keine Augenzeugen mehr leben. Wie wird sich unser Geschichtsbewusstsein dadurch ändern?", beschrieb Logar im vergangenen Dezember gegenüber derStandard.at/Kultur den Fokus und die Dringlichkeit für den dritten Teil seines Projekts "Den Blick hinrichten". Die bisher drei Jahre umfassende und nach wie vor nicht abgeschlossene Recherche zu den Todesumständen seines Großvaters Josef Logar, der als "Kollaborateur" der Partisanen 1945 hingerichtet wurde, hat der in Wien lebende Kärntner schon in zwei eindringlichen, beklemmenden Installationen verarbeitet. Die erste, für die er mit dem Kunsthallenpreis 2004 ausgezeichnet wurde, visualisierte die Situation der Erschießung, die zweite den Ort des Massengrabes.

Keller

In der Villacher Galerie Freihausgasse zeigt Logar nun in einem abgedunkelten Kellerraum auf einem kleinen Monitor seine aktuelle Arbeit, die verschiedene Aussagen von Zeitzeugen versammelt. Auch jetzt muss also der Blick ganz bewusst auf das Geschilderte gerichtet werden. Eine Entscheidung, sich auf den Blick derjenigen einzulassen, die damals hin- und nicht weggeschaut haben.

Zitate der vorangegegangen Installationen in Wien und Dokumentationsmaterial seiner Recherchen ergänzen die Ausstellung, die nach den persönlichen und familiären Auswirkungen nun die gesellschaftlichen Ausmaße jener Geschehnisse ins Zentrum rückt. "'Zieht sie heraus die Schweine, dass man sie draußen erschießen kann', haben sie geschrien", erinnert sich Florian Siencnik an dramatische Szenen, die sich am elterlichen Hof zutrugen. Sein Vater ließ sich von den Gestapo-Leuten nicht einschüchtern: "Wenn ihr mich erschießen wollt, dann herinnen unter meinem Dach". (Anne Katrin Feßler)