Bagdad/Amman - Die für viele Anschläge im Irak verantwortliche Gruppe um den Jordanier Abu Musab al-Zarqawi wird dem irakischen Präsidenten Jalal Talabani zufolge hauptsächlich von Financiers im Ausland unterstützt. Im Irak selbst verliere die Extremisten-Gruppe immer mehr Anhänger.

"Sie bekommen Hilfe von Al Kaida, einigen Financiers aus extremistischen Moslem-Organisationen (...) im Ausland und von Staaten, die ich nicht näher benennen will", sagte der kurdischstämmige Staatschef gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview in der jordanischen Hauptstadt Amman. Zwar versuche die Zarqawi-Gruppe, die einzelnen Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufzuhetzen, allerdings verliere sie immer mehr an Unterstützung in der Bevölkerung. Deshalb sei auch kein Bürgerkrieg zu befürchten.

"Wird von den Irakern gehasst"

"Sie haben Falluja und Ramadi kontrolliert, und sie kontrollierten Mosul und Samarra, aber wo sind sie jetzt?", sagte Talabani und verwies darauf, dass diese früheren Rebellen-Hochburgen inzwischen von den US-geführten Truppen kontrolliert werden. "Meiner Meinung nach scheint Zarqawi sehr isoliert und wird von den Irakern gehasst. Und ich würde nicht ausschließen, dass er bald gefasst wird. Aber wo und wann, kann ich nicht sagen." Hunderte Zarqawi-Anhänger seien bereits getötet oder festgenommen worden.

Talabani schloss auch aus, dass die Sunniten - unter dem früheren Machthaber Saddam Hussein in politischen Schlüsselpositionen - die Gewalt schüren. Den im Jänner abgehaltenen Wahlen für eine Übergangsregierung waren sie weitgehend ferngeblieben. Allerdings sind Kurden und Schiiten trotzdem bemüht, sie an der Regierung zu beteiligen - für Talabani eine gute Basis für eine künftige Zusammenarbeit. "Sie (die Sunniten) haben dazugelernt. Ich denke, an den nächsten Wahlen werden sie teilnehmen. Und wenn sie das tun, werden sie auch viele Abgeordnete stellen."

Wie die "Washington Post" unter Berufung auf US-Militärkreise am Montag berichtete, gehen inzwischen auch die USA davon aus, dass von ausländischen Kämpfern in dem Golfstaat eine größere Gefahr ausgeht als von den Anhängern der früheren irakischen Regierung.

Neuer Verteidigungsminister: Land wurde zu "Drehscheibe des Terrorismus"

Der neue irakische Verteidigungsminister Saadoun al-Dulaimi erklärte am Montag, sein Land sei eine "Drehscheibe des internationalen Terrorismus" geworden. Oberste Priorität habe nun die Sicherheit im Land, sagte der Sunnit bei der Amtsübergabe durch seinen Vorgänger.

US-Armee: Rebellen benutzten Patienten als "Schutzschilde"

Aufständische im Irak haben nach Angaben der US-Armee Krankenhauspatienten als "menschliche Schutzschilde" missbraucht. Wie die Armee am Montag mitteilte, waren am Samstag zunächst drei US-Marineinfanteristen durch eine Autobombe 30 Meter vor dem Krankenhaus in Haditha westlich von Bagdad getötet worden. Nach der Explosion sei Feuer in dem Gebäude ausgebrochen; zahlreiche Rebellen hätten sich dann in dem Krankenhaus verschanzt und Patienten als "menschliche Schutzschilde" missbraucht.

Bei den anschließenden Kämpfen wurden den Angaben zufolge ein US-Marineinfanterist und mehrere Aufständische getötet. Schließlich sei es den US-Truppen gelungen, in das Gebäude vorzudringen. Dabei sei ein Rebell ums Leben gekommen, ein weiterer sei gefangen genommen worden. Die Gefechte dauerten laut US-Armee auch im Krankenhaus an; dabei seien weitere Aufständische getötet, aber keine Patienten verletzt worden. Die Kranken wurden demnach in ein anderes Spital in Haditha gebracht. (APA/Reuters)