"Wir brauchen keinerlei Sicherheitsgarantie von der Regierung", sagte ein Taliban-Sprecher. Mullah Omar verstecke sich nicht, er kämpfe weiter. Schon in den vergangenen Wochen seien auf seinen Befehl hin die Angriffe gegen US-Streitkräfte verschärft worden, diese Strategie werde fortgesetzt.
Straffreiheit bei Beendigung der Kämpfe
Die Regierung von Präsident Hamid Karzai hatte zuvor erneut an die radikalen Kämpfer appelliert, ihr Amnestie-Angebot anzunehmen, das Straffreiheit für die Rebellen vorsieht, falls diese ihre Kämpfe beenden. Dies galt jedoch zunächst nicht für Extremistenanführer. Der frühere Präsident Sibghatullah Mojaddedi, verantwortlich für das Amnestie-Projekt, hatte aber am Montag auch Mullah Omar explizit in das Angebot mit eingeschlossen. Der Taliban-Anführer ist, wie Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, einer der weltweit meistgesuchten islamischen Extremisten.
Angebot an Hekmatyar
Die angebotene Amnestie gelte auch für den Ex-Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar, sagte Mojadeddi. Dem Führer der radikalen Hezb-i-Islami, der zum "Heiligen Krieg" (Jihad) gegen die Regierung in Kabul aufgerufen hatte, werden schwere Verbrechen in der Zeit des Bürgerkrieges zur Last gelegt. Präsident Hamid Karzai hatte den "Todfeind" Hekmatyars, General Abdul Rashid Dostum, einen der berüchtigtsten und brutalsten Warlords, kürzlich zum Generalstabschef ernannt. Die Milizen des Usbekenführers, der von der früheren pro-sowjetischen Regierung in Kabul zum Vier-Sterne-General befördert und mit dem Ehrentitel "Held der Republik" ausgezeichnet worden war, hatten unter anderem bei der Eroberung der Stadt Mazar-i-Sharif 2001 ein Blutbad angerichtet.
Auch für in Guantanamo und Bagram fesgehaltene Terroverdächtige
Mojadeddi stellte klar, dass das Amnestie-Angebot auch für die afghanischen Terrorverdächtigen gelte, die derzeit in den US-Gefangenenlagern Guantánamo auf Kuba und Bagram bei Kabul festgehalten werden. Die "Versöhnungskommission" habe in diesem Punkt "eine Einigung mit unseren amerikanischen Freunden erzielt".
Derzeit sind in Afghanistan rund 20.000 Soldaten der US-geführten Koalitionstruppen stationiert. US-Generalleutnant Karl Eikenberry übernahm am Dienstag vergangener Woche die Befehlsgewalt von General David Barno. Dieser hatte erklärt, er gehe davon aus, dass die Aufständischen vor den geplanten Parlamentswahlen im kommenden September einen Großangriff versuchen könnten.
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