Foto: Tomlab/Soulseduction
Phänomenal. Schräg. Wahnwitzig. Wunderkindlich. Was immer. Patrick Wolfs - und das Wort kann man nicht oft verwenden - unverwechselbare Art von Musik ist an dieser Stelle schon mehrfach gewürdigt worden, und den Wolf-Sound an sich kann sich jedeR noch einmal in der Beschreibung der beiden Alben "Lycanthropy" und "Wind in the Wires" zu erlesen versuchen.

... hier soll es nur um den Live-Auftritt gehen: In seiner im vergangenen Herbst zu Ende gegangenen "Lycanthropy"-Tour stand der Ire noch allein auf der Bühne, flankiert nur von Laptop und Rhythmusmaschine, die die Wolfschen Folkstücke mit der vom Album vertrauten Beats-Unterlage kontrastierten, spielte abwechselnd Geige, Ukulele und Ziehharmonika und sang. Mit Vehemenz.

Dem ruhigeren "Wind in the Wires" entsprechend ist das neue Live-Set gewissermaßen eine Akustik-Ausgabe. Unter weitgehendem Verzicht auf Elektronik wechselt Wolf zwischen dem Piano und seiner geliebten Ukulele, hat den Körpereinsatz reduziert und dafür - trotz seiner Vorliebe dafür, alles allein machen zu wollen - einen leibhaftigen Schlagzeuger hinter sich sitzen. Vorausgesetzt, beide kriegen rechtzeitig den Flieger.

Das lässt mehr Raum für Patricks Gesang, und den nutzt er mit Inbrunst für Balladen wie "Teignmouth", "This Weather" oder das überragende "To the Lighthouse", hat keine Scheu die Stimme einfach loszulassen, heult, knurrt oder jubiliert zwischendurch, wie es ihm das Herz gerade gebietet. Und strahlt dabei in jeder Sekunde sichtbar im puren Glücksgefühl, das es ihm bereitet, auf einer Bühne zu stehen.

Kein Mann für halbe Sachen, kein Abend für lauwarme Kopfmenschen: das ist großes - und jetzt fällt das Wort doch noch - Chanson. (Josefson)