Rom - Fast 30 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des italienischen Schriftstellers und Regisseurs Pier Paolo Pasolini will die Justiz neue Ermittlungen aufnehmen. In einem TV-Interview bestritt der für Pasolinis Mord verurteilte Pino Pelosi seine Verantwortung am Mord des Regisseurs. Für den brutalen Mord am 2. November 1975 bei Ostia sollen laut Pelosi mehrere Täter verantwortlich sein. Der damals 17jährige Strichjunge, genannt "die Kröte", war für die Tat verurteilt worden, die Hintergründe blieben aber ungeklärt. Pasolinis verstümmelte Leiche wurde auf einem Fußballplatz in Ostia gefunden

Pelosi berichtete im Fernsehen, seine Familienangehörigen seien Jahre lang erpresst worden, daher habe er nicht die Wahrheit sagen können. Jetzt wo er allein zurückgeblieben sei, fürchte er sich nicht, die Wahrheit zu sagen. Die Familie Pasolinis beantragte eine sofortige Wiederaufnahme der Ermittlungen.

Pelosi, der heute wieder frei ist, hatte 1975 angegeben, Pasolini habe ihn in dem römischen Bahnhof Termini sexuell belästigt. Er habe den Regisseur später auf einem Strand in Ostia in der Nähe Roms getötet, wo Pasolinis Leiche später gefunden wurde. Der Verdacht eines politisch motivierten Mords konnte nie bestätigt werden. Der Regisseur hatte wegen seines letzten Films "Die 120 Tage von Sodom" Todesdrohungen von rechtsextremen Organisationen erhalten. In dem Film kritisierte Pasolini die Mussolini-Diktatur in den Jahren 1944 bis 1945.

Die römische Staatsanwaltschaft überprüft, ob genügend Beweismaterial für eine neue Untersuchung vorhanden ist. Die Ermittlungen in dem Mordfall waren bereits mehrfach wieder aufgenommen worden - jedes Mal ohne Ergebnis. (APA)