Bagdad/Kerbala - Der neue irakische Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari gerät erstmals unter Druck seitens der religiösen Anhängerschaft des mächtigsten Schiitenführers des Landes, Großayatollah Ali al-Sistani, die jetzt einen Zeitplan für den Abzug der ausländischen Truppen verlangt. Die US-Streitkräfte im Irak haben unterdessen nahe der syrischen Grenze eine Offensive gegen Aufständische begonnen.

Die schiitische "Vereinigte Irakische Allianz", von der Jaafari für den Posten des Premiers nominiert wurde, hatte bei den Wahlen Ende Jänner 140 der 275 Abgeordnetensitze in der konstituierenden Nationalversammlung erobert. Sie betrachtet Großayatollah Sistani als oberste Autorität. Sistani hatte die Iraker aufgefordert, an den Wahlen teilzunehmen, und diese als Schritt hin zu einem Abzug der fremden Truppen gepriesen.

Rund 2000 Sistani-Anhänger haben am Montag in der schiitischen Pilgerstadt Kerbala gegen Korruption in den Reihen der Polizei protestiert. Die Demonstranten forderten Jaafari auf, einen Zeitplan für den Abzug der ausländischen Truppen aus dem Irak vorzulegen und etwas gegen die Mehl-Krise zu unternehmen. Seit vier Monaten hätten sie für ihre Lebensmittelkarten kein Mehl mehr erhalten, klagten die Demonstranten, die "Mehl ist wichtiger als Ministerposten" riefen. Die Kabinettsbildung in Bagdad ist immer noch nicht abgeschlossen; der sunnitische Politiker Hisham Abdul Rahman al-Shibli hatte am Sonntag seine Ernennung zum Minister für Menschenrechte zurückgewiesen. (APA/AP/dpa)