London - Der neue britische Arbeitsminister David Blunkett hat einen vorzeitigen Rücktritt von Premierminister Tony Blair ausgeschlossen. Blair werde bis zu den nächsten Wahlen in vier oder fünf Jahren im Amt bleiben, sagte Blunkett am Sonntag. Der Premier werde seinen Posten ausfüllen, bis der passende Zeitpunkt zur Wahl eines neuen Vorsitzenden für die Labour Party gekommen sei. Blunkett, der im Dezember nach Vorwürfen des Amtsmissbrauchs als Innenminister zurückgetreten war, zählt zu den engsten Vertrauten des Premiers.

Rücktrittsforderungen von prominenten Labour-Politikern

Der britische Premierminister Tony Blair sieht sich trotz seines dritten Wahlsiegs in Folge zunehmend mit Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen konfrontiert. Die ehemaligen Kabinettsminister Frank Dobson und Robin Cook stellten sich am Sonntag an die Spitze einer Gruppe von Labour-Politikern, die Blair aufforderten, persönliche Konsequenzen aus dem Verlust von 57 Sitzen im Unterhaus zu ziehen.

"Ich denke nicht, dass Premierminister weitermachen können, wenn ein sehr beträchtlicher Teil ihrer eigenen Partei denkt, es wäre für sie angebracht, zurückzutreten", sagte Dobson im Fernsehsender ITV. Blair sei im vergangenen Wahlkampf eine "enorme Belastung" gewesen. "Wenn er nicht der Führer gewesen wäre, würde ich bezweifeln, ob wir einen Sitz verloren hätten. Wir hätten wahrscheinlich noch ein paar hinzugewonnen." Dobson unterstützt einen Wechsel von Schatzkanzler Gordon Brown ins Premierministeramt.

Cook, der seinen Kabinettsposten wegen Blairs Irak-Politik aufgab, sagte dem BBC-Fernsehen: "Tony Blair sollte dieses Wochenende darüber nachdenken, ob es nicht an der Zeit ist, einen neuen Führer heranzulassen, der die Einigkeit erreichen kann, die wir brauchen, wenn wir vorwärts kommen wollen."

Blair war bei der Parlamentswahl am Donnerstag für eine dritte Amtszeit gewählt worden. Allerdings erlitt seine Labour Party schwere Stimmverluste; ihre Mehrheit im Unterhaus schrumpfte von 166 auf 66 Sitze. Zahlreiche Labour-Abgeordnete hatten daraufhin gefordert, Blair solle seinen Posten möglichst schnell einem Nachfolger zur Verfügung stellen. Der Premier wird besonders wegen seiner Unterstützung des Irak-Kriegs in der Öffentlichkeit kritisiert. Manche Abgeordnete fürchten, Blair könne deshalb zu einer Belastung für die Partei werden. (APA/Red)