An einem virtuellen Arbeitsmarkt arbeitete das Arbeitsmarktservice AMS . "Wir wollen unsere Datenbestände öffnen", erklärt Herbert Böhm, Vorstandsmitglied des AMS. "Der Matching-Prozess, also das Suchen und Finden von Jobsuchenden und Firmen, soll weitgehend automatisch erfolgen."

Bisher nur Informationsplattform

Der Internetauftritt des Arbeitsamtes war bisher fast ausschließlich eine Informationsplattform, auf der man sich informieren konnte. Eingabe, Vermittlung, Änderungen des Status eines Arbeitssuchenden oder erfolgreich abgeschlossene Fälle mussten weiterhin "händisch" abgearbeitet werden. Die Angestellten des AMS führten die Vermittlungen telefonisch oder per E-Mail durch.

"eJob-Room"

"Bei dem sehr beweglichen Arbeitsmarkt, den wir haben, ist das nicht effizient", sagt Böhm. Deshalb arbeitet die Institution derzeit an einer Reihe von Neuerungen im "eJob-Room", wie die elektronische Plattform des AMS genannt wird, von denen Teile bereits realisiert wurden.

Automatisch

So ist etwa eine elektronische Auftragsannahme via E-Mail durch ein registriertes Unternehmen bereits möglich. In einem nächsten Schritt soll nun ein solcher elektronischer Auftrag ohne manuelle Eingabe übernommen und automatisch "gematcht" werden - sodass also das suchende Unternehmen die Daten aller dem AMS bekannten passenden Bewerber gelistet bekommt.

Zustimmung der Bewerber

Solche Bewerber müssen sich natürlich vorher auf freiwilliger Basis registrieren haben lassen, damit es nicht zu eventuell unangenehmen Kontaktaufnahmen kommt, erklärt Böhm: "Schließlich melden sich bei uns auch Personen, die noch ein aufrechtes Arbeitsverhältnis haben und veränderungswillig sind." Im Datensatz des Arbeitssuchenden - in dem Mitarbeiter des AMS Einsicht haben - wird vermerkt, welche Kontaktaufnahmen durchgeführt wurden.

XML

Eine solche "integrierte" Auftragsentgegennahme samt Zusammenführung wird mittels XML (Extensible Markup Language), einem Standard zur Erstellung von Dokumenten im Web, möglich. Über die XML-Schnittstelle werden auch notwendige Daten, etwa Bewerberlisten, ausgetauscht. Mit großen Kunden des AMS, wie dem Personalvermittlungsbüro Trenkwalder oder dem Möbelhaus Ikea, sollen solche Lösungen zuerst eingeführt werden.

Vermittlungsprozess beschleunigen

Seit Jahreswechsel ist es bereits möglich, die Arbeitslosenmeldung elektronisch durchzuführen. Bis Jahresende sollen dann auch die Personen in die Datenbank aufgenommen werden, die gerade eine Arbeitsmarktschulung durchlaufen. Böhm: "Wir wollen den Vermittlungsprozess beschleunigen."

E-Card

Die Anträge für Arbeitslosenunterstützung - rund eine Million Anträge im Jahr - kann ebenso bereits elektronisch abgewickelt werden. Nicht so die Krankenschein-Ausgabe, von denen das Arbeitsmarktservice 1,5 Millionen Stück im Jahr ausstellt und teilweise auf dem Postweg verschickt. Böhm: "Ich warte da sehnlichst auf die E-Card." Neben dem Entfall von Portogebühren erwartet sich der AMS-Chef, dadurch, dass die AMS-Mitarbeiter, die derzeit Krankenscheine verwalten, mehr in der Beratung tätig werden können.

Österreichs Arbeitsmarkt bezeichnet Böhm als "immer dynamischer und kurzfristiger ". Von den 3,2 Mio. Beschäftigungsverhältnissen enden pro Jahr rund 1,5 Millionen. Ein Drittel davon "kommen ohne das AMS aus". Und 70 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse dauern weniger als ein Jahr. (Der Standard Printausgaben, 7/8.5.2005,Johanna Ruzicka)