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Foto: REUTERS/RAFAEL PEREZ
Wien/Linz – Das Sozialministerium hat diese Woche die aktuellen Zahlen zu jenen Vätern veröffentlicht, die Kinderbetreuungsgeld ausbezahlt bekommen. Die Unterschiede zwischen den Berufsgruppen sind auffällig: So beziehen diese staatliche Förderung derzeit nur 1,6 Prozent der Angestellten, aber 21 Prozent der Selbstständigen.

Dass Freiberufler die „besseren Väter sind“, hält Elisabeth Buchinger, Leitern des AK-Frauenbüros Oberösterreich, aber für eine falsche Interpretation der Daten. Hätten doch „selbstständig erwerbstätige Männer wohl kaum ein grundsätzlich anderes Verständnis ihrer Vaterrolle“. Ihrer Meinung nach „profitieren die Selbstständigen von den Gestaltungsspielräumen beim Zuverdienst“. Für die ersten drei Lebensjahre eines Kindes erhält die Familie monatlich 436 Euro Betreuungsgeld.

Diesen Maximalzuschuss gibt es jedoch nur unter zwei Bedingungen. Der Elternteil, der das Kindergeld für die Betreuung bezieht, darf nicht mehr als 14.000 Euro im Jahr dazuverdienen. Um den Zuschuss über die gesamten drei Jahre gewährt zu bekommen, muss sich auch der Vater mindestens ein halbes Jahr um den Nachwuchs kümmern.

Ausnahme Väterkarenz

Diese Väterkarenz bleibt in Österreich aber generell die große Ausnahme. Im Februar 2005 waren nur 3,1 Prozent der Kinderbetreuungsgeldbezieher männlich. Nahezu verschwindend gering ist der Anteil bei den unselbstständig Beschäftigten, wie eine Verteilung nach den Berufsgruppen zeigt. Vertragsbedienstete (1,8 Prozent), Angestellte (1,6 Prozent) und Arbeiter (3,8 Prozent) bilden das Schlusslicht.

Buchinger deutet dies so: „Ihr Lohn und Gehalt sind transparent. Um die Zuverdienstgrenze nicht zu übersteigen, müssen sie sich entweder eine Auszeit nehmen, oder aber ihre Arbeitszeit verkürzen.“ Ihnen blieben im Gegensatz zu den Selbstständigen nicht die Möglichkeiten, mit dem Einkommen zu jonglieren.

Die Familiensprecherin der Grünen, Sabine Mandak, will von der Regierung, dass sie diese Ungleichheit beseitigt. Die Bundespolitikerin hatte in einer Anfrage an Ministerin Ursula Haubner die Verteilung des Betreuungsgeldes nach Berufsgruppen gefordert. „Eine einkommensabhängige Komponente beim Kindergeld würde es daher auch unselbständig beschäftigten Vätern erleichtern, in Karenz zu gehen“, so Mandaks Vorschlag.

Geld, aber nicht Verantwortung

Nach den Selbstständigen sind die Bauern jene Gruppe, die am häufigsten Kinderbetreuungsgeld bekommt. Ihr Anteil beträgt knapp 15 Prozent. Der Rückschluss, dass sich die Väter während der Zeit des Bezuges hauptsächlich um den Nachwuchs sorgen, ist für Buchinger nicht zulässig. Für sie zeige der Verteilungsschlüssel vielmehr, dass die Arbeitgeber ihren Angestellten noch zu selten Erziehungsmonate ermöglichen.

„Es ist an der Zeit, dass Betriebe ihre Haltung ändern und signalisieren, dass Elternkarenz nicht gleichzeitig eine Ende der Berufslaufbahn bedeutet.“ Eines möchte die AK-Frauenbüroleiterin in diesem Zusammenhang noch anführen: „Selbstverständlich sollten solche Signale auch an Mütter vermittelt werden.“ (Kerstin Scheller, DER STANDARD Printausgabe, 07.05.2005)