Für Schulabsolventen mit Interesse für Technik und Wunsch nach raschem beruflichen Fortkommen sei Computersimulation derzeit die Ausbildung der Wahl, erläutert Daniela Kaser. "Drei Jobangebote aus der Automobilindustrie und dem Bereich Mobilfunk pro Absolventin oder Absolvent sind in diesem Fach normal", schildert die Projektleiterin des go4tech-Sommercampus für junge Frauen an der Fachhochschule St. Pölten.

Bemerkenswerterweise komme dieses Griss aber fast nur jungen Männern zugute: "In keinem anderen unserer Fachhochschullehrgänge ist der Frauenanteil ähnlich klein: Gerade zehn Prozent", sagt Kaser mit einer gewissen Bitterkeit. Das hochtechnische Fach ohne viel soziale Tätigkeitsanteile bringe die Geschlechterverhältnisse in informationstechnischen Berufen besonders krass zum Ausdruck.

"Im Wintersemester 2003 waren von 20.591 Studierenden an den österreichischen Fachhochschulen 38,36 Prozent weiblich, in den technischen Fachbereichen waren es 22,20 Prozent", umreißt die Expertin für Frauenfragen die Schieflage. Eine Lage, die nicht hingenommen werden könne: "Um jungen Frauen Lust und Mut zu einer technischen Ausbildung zu machen, bieten wir auch im heurigen Sommer wieder unsere Schnupperkurse an."

Die diesbezügliche go4tech-Premiere erstreckte sich im August 2004 über sechs Tage - gratis, projektorientiert und mit großem Zuspruch der Teilnehmerinnen: "Die Frauen und Mädchen - insgesamt 30 im Alter zwischen 16 und 32 Jahren - konnten kleine Websites programmieren, einen Film digital schneiden, sich in Netzwerktechnik und Computersimulation üben", schildert die Projektleiterin.

Wichtig: Tutorinnen

Der heurige Kurs findet vom 21. zum 27. August statt. Dabei werden die "Schnupperinnen" wieder unter Frauen bleiben, mit FH-Studentinnen als Tutorinnen und ausschließlich weiblichen Professoren: Gemischtgeschlechtliche Ausbildungsgruppen entfalteten bei der Beschäftigung junger Mädchen mit Technik eher abschreckende Wirkung, erläutert Dorothea Erharter, die an der FH St. Pölten das Frauenförderungsprojekt FEMtech leitet.

Damit bezieht sich Erharter auf Erkenntnisse, die in das so genannte Doing-Gender-Konzept eingeflossen sind. Dieses beschreibt, wie das "normale" Mann-Frau-Verhältnis - das Männer als technisch, Frauen als sozial begabt definiert - selbst in "unnormalen" Situationen - ausgebildete Technikerin im Raum - wiederhergestellt wird. Etwa, indem - Stichwort Ausbildung - Buben oder Männern von vornherein mehr technische Kompetenz zubilligt wird, auch wenn dieses "Wissen" auf Angeberei basiert.

Diese (weibliche) Beeindruckbarkeit durch männliches Imponiergehabe hat in weiten Teilen Europas zu der scheinbar paradoxen Entwicklung geführt, dass seit Einführung des koedukativen Informatikunterrichts in den Schulen die Zahl von IT-Studienanfängerinnen krass zurückgegangen ist. Dagegen, so Erharter, helfe nur "der gezielte Einsatz der Monoedukativität": Frauen, die Frauen unterrichten. (DER STANDARD-Printausgabe,7.5.2005)