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"Zukunftsängste" spielen eine Rolle, wenn es um die grundsätzliche Entscheidung "Kind oder kein Kind" geht

Foto: APA/ Ulrich Perrey

Immer mehr Deutsche haben keine Lust, Kinder in die Welt zu setzen. Vor allem junge Männer verzichten ganz bewusst auf Nachwuchs und richten sich auf ein Leben ohne Vaterschaft ein. Das hat eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung ergeben.

Mittlerweile gibt jeder vierte Mann zwischen 20 und 39 Jahren an, nicht Vater werden zu wollen. Vor zehn Jahren sind es erst zwölf Prozent gewesen. Auch bei den Frauen ist ein stärkerer Trend zu gewünschter Kinderlosigkeit zu beobachten. Mitte der Neunzigerjahre gaben zehn Prozent der befragten Frauen an, in ihrer Lebensplanung sei kein Kind vorgesehen, nun sind es 15 Prozent.

1,4 Kindern pro Frau

Dadurch sinkt auch der Durchschnittswert für die Anzahl der gewollten Kinder. Jahrelang haben sich die Deutschen zwei Kinder gewünscht. Jetzt liegt der statistische Wert bei 1,7 Kindern pro Familie und nähert sich so der Realität an: Die tatsächliche Geburtenrate liegt in Deutschland bei 1,4 Kindern pro Frau.

Kultur von Kinderlosigkeit

"In Deutschland wird zunehmend eine Kultur von Kinderlosigkeit zementiert", sagt Studienautor Jürgen Dorbritz zum STANDARD. Er hat für die Studie 4000 Menschen befragt. Als Grund, bewusst auf Nachwuchs zu verzichten, nennen die meisten Befragten (83 Prozent), dass ihnen der richtige Partner fehle. 62 Prozent wollen lieber ihren bisherigen Lebensstandard halten als sich für Kinder finanziell einzuschränken.

Zukunftsängste

Dorbritz hat beobachtet, dass auch "Zukunftsängste eine Rolle spielen", wenn es um die grundsätzliche Entscheidung "Kind oder kein Kind" geht. Zwar sei den Deutschen durchaus klar, dass die sozialen Systeme gefährdet sind, wenn zu wenig Nachwuchs da ist. Aber es wirke sich immer weniger auf die Familienplanung aus.

Dass die rot-grüne Regierung für mehr Kindergartenplätze sorgen will, werde die Kinderverweigerer nicht umstimmen, sagt Dörbritz: "Hier ist eine Gruppe entstanden, die voll dem Individualtrend anhängt. Die wird man auch mit mehr Kinderbetreuungsplätzen nicht mehr kriegen." (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD Printausgabe 6.5.2005)