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Als zweifache "Zeitreise" mit dem Thema Vergangenheit als inhaltliche Klammer hat am Donnerstag die 33. NÖ Landesausstellung auf dem Heldenberg eröffnet. Die kritische Würdigung historischer Heroen findet an einem ehrengeschichtlich umkämpften Ort statt.

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Kleinwetzdorf - Statt auf Heldenverehrer hofft Wolfgang Müller-Funk am Heldenberg heuer auf viele normale Besucher: "Ich möchte mit dieser Schau einen Beitrag zum zivilgesellschaftlichen Bewusstsein leisten", betont der Wiener Kulturphilosoph und Ko-Kurator der NÖ Landesausstellung 2005.

Foto: APA/ F. WESTERMAYR

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Von Herakles bis zu Romy Schneider

In der historischen Meierei des Schlosses Wetzdorf (siehe Artikel "Das Schloss neben den Helden") spürt Müller-Funk auf 2400 Quadratmetern den Heroen und Heeresführern, Sport- und Popidolen nach - von Herakles und den Amazonen bis hin zu Romy Schneider und Reinhold Messner, in 21 multimedial aufbereiteten Stationen.

Klassische Helden

"Helden sind geheimnisvoll, Helden sind männlich, Helden haben keine Angst vor dem Tod", nähert sich der Kurator dem Thema von seiner klassischen Seite her. Um alsdann die "Brüche" darzustellen, denen das glorreiche Rollenverständnis im 20. Jahrhundert ausgesetzt war: "Wir kennen heute auch die zivilen Helden, jene, die Zivilcourage beweisen." Eine kritische Sichtweise, die von Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Landesausstellungseröffnung vor 2000 Zuhörern ausdrücklich gelobt wurde.

im Bild: Grenadier im Englischen Garten

Foto: APA/ H.LACKINGER

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Ehrengrab

Mit dabei im Festzelt, neben den Ministern Josef Pröll und Liese Prokop sowie dem St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng: Otto Habsburg, ohne dessen Vorfahren es weder Ausstellungsort noch -zweck gäbe: Am Heldenberg steht das Ehrengrab Feldmarschall Radetzkys, der im bürgerlichen Revolutionsjahr 1848 für die Habsburgerdynastie die Aufständischen in Oberitalien und Ungarn besiegte.

Ehrenschützer Stadler

Radetzkys Andenken mobilisiert alljährlich im September die Kameradschaft FM Radetzky zu Heldenberg-Gedenkfeiern. Im Jahr 2002 - der Knittelfeld-Aufstand in der FPÖ war gerade in der heißen Phase - stand die Veranstaltung gar unter Volksanwalt Ewald Stadlers und Erwin Prölls Ehrenschutz. Auch für 2005 haben die Radetzky-Traditionalisten am 11. September zum Treffen aufgerufen: "Ich habe das Land dringend gebeten, Übertriebenheiten zu unterbinden", sagt Müller-Funk.

Foto: APA/ NOE LANDESSAUSSTELLUNG

Nationaler Mythos und Kreisgräbenkultur

Gerade Radetzky nämlich sei "ein Beispiel der Zweigesichtigkeit des Heldentums". Überhaupt habe "Österreich nie revolutionäre politische Helden hervorgebracht". Erst 1955, bei der Unterzeichnung des Staatsvertrags, habe sich die Republik einen nationalen Mythos gegeben. Mit Leopold Figl als "Ersatzhelden - so sehe ich den Zusammenhang zum Gedankenjahr".

Schwerer zu ziehen ist hier der Konnex zum zweiten Schwerpunkt der mit insgesamt 27 Millionen Euro budgetierten Landesausstellung. Es sei denn, man nehme einfach "die Vergangenheit" als Klammer. "Vor 6500 Jahren gab es im Weinviertel eine Kreisgräbenkultur, die mit jener in Stonehenge durchaus zu vergleichen ist", erläutert Wolfgang Neubauer, Kurator dieses Teils der Schau.

im Bild: Kreisgräben

Foto: STANDARD

Vierzig Kreisgräben

Vierzig prähistorische Siedlungen, so Neubauer, habe archäologische Grabungstätigkeit in den vergangenen Jahren ans Tageslicht gebracht. Jedes Dorf sei in der Nähe eines mit Holzpalisaden umfassten Kreisgrabens gelegen. Über deren Zwecke wisse man noch nicht genau Bescheid. "Wahrscheinlich ging es um astronomische Beobachtungen, um die Jahreszeitenfolge präziser vorauszusagen".

Für die Landesausstellung wurde ein Kreisgraben in Originalgröße wiedererrichtet, ebenso drei Steinzeithäuser, in denen Feuermachen und Brotbacken geübt werden kann; für weniger Aktive steht ein Steinzeitbistro zu Verfügung. In einer unterirdischen Ausstellungshalle werden Besucher außerdem über virtuell moderne archäologische Methoden informiert. "Kriminalistische Methoden", wie Neubauer betont. Darin liege auch das Geheimnis der "großen Attraktivität der Archäologie, besonders bei Kindern".

Grfaik: STANDARD

Englischer Garten aus dem 19. Jahrhundert

Zusätzlich zu den beiden Landesausstellungsschauen kann auch das neue Sommerquartier der Lipizzaner samt Reitarena auf dem Heldenberg besucht werden. Im ehemaligen Park des Schlosses Wetzdorf steht zudem der aufwändig restaurierte Englische Garten aus dem 19. Jahrhundert zur Besichtigung offen. (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe 6.5.2005)

im Bild: Napoleon auf einem Bild von Antoine-Jean Gros, Schloss Arenenberg

Foto: STANDARD