Linz - Idealistisch und opferbereit, der Sache eher als der eigenen Partei verpflichtet - diesem Idealbild von einem Politiker entspricht derzeit am ehesten der Bundespräsident.

55 Prozent der männlichen und sogar 61 Prozent der weiblichen Österreicher attestieren dem Staatsoberhaupt, sich "um der jeweiligen Sache willen zu engagieren und auch gewisse persönliche Belastungen in Kauf nehmen".

Dieses hohe Ansehen ist offenbar sowohl mit dem Amt als auch mit dem Amtsinhaber Heinz Fischer verbunden - das in den Bundespräsidenten gesetzte Vertrauen ist bei deklarierten Anhängern der ÖVP etwa gleich groß wie bei deklarierten Anhängern der SPÖ, die ihn im Vorjahr aufgestellt und ihm zum Wahlsieg verholfen hat.

Am unteren Ende der Skala stehen generell die Politiker des Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), denen die Österreicher in großer Mehrheit nachsagen, sie hätten mehr den persönlichen Vorteil und die eigene Partei im Auge als Sachfragen. Nur 18 Prozent der vom Linzer market-Institut befragten Wahlberechtigten gestehen den BZÖ-Exponenten Sachlichkeit zu. Wenn überhaupt, bekommen die Vertreter der neuen orangen Partei in den Städten und von älteren Befragten einen gewissen Vertrauensvorschuss - besondere Ablehnung schlägt ihnen in den niedrigen Bildungsschichten und in ländlichen Gemeinden entgegen.

Wie auch der Grafik zu entnehmen ist, sind es vor allem Politiker auf kommunaler Ebene, denen ein hohes Engagement zugetraut wird - für Gemeinderäte gilt das vor allem in kleinen Gemeinden, wo man seine Vertreter meist persönlich kennt, für Bürgermeister gilt es uneingeschränkt bis zur Bundeshauptstadt.

"Die Gemeinde ist den Leuten einfach viel näher als etwa die Bundesregierung oder gar der Bundesrat", sagt market-Chef Werner Beutelmeyer. Entkleidet man die Politiker ihrer Funktion und fragt nur nach der Parteinähe ab, herrscht generell großes Misstrauen, auch wenn dieses beim BZÖ besonders hoch ist. Übrigens sind auch die Wähler der jeweiligen Partei mehrheitlich der Meinung, dass "ihre" Politiker eher den eigenen Vorteil und die Parteilinie als die Sache im Auge haben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. Mai 2005)