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BAR hat durch das Schummeln in Imola etwas das Gesicht verloren.

Foto:AP/Thian
Paris - Alexander Wurz hat wie erwartet den dritten Platz im Formel-1-Grand-Prix von San Marino am 24. April in Imola geerbt. Der Niederösterreicher profitierte von der Entscheidung des Berufungsgerichts des Internationalen Automobil-Verbandes (FIA), das am Donnerstag eine nachträgliche Disqualifikation über BAR-Honda-Team verhängte.

Restliche Saison auf Bewährung

Weiters darf der britisch-japanische Rennstall, der weiterhin bestreitet, verbotene Zusatztanks im vierten WM-Lauf eingesetzt zu haben, an den nächsten beiden Grand Prix' am Sonntag in Montmelo bei Barcelona sowie am 22. Mai in Monaco nicht teilnehmen. Den Rest der Saison fährt BAR-Honda wegen der "Tank-Affäre" auf Bewährung. Die FIA hatte bei der Anhörung am Mittwoch einen WM-Ausschluss für die komplette Saison sowie eine Geldstrafe von einer Million Euro als Sanktionen gefordert. Trotzdem ist das nun getroffene Urteil das härteste in der Formel 1 seit 20 Jahren.

Das Tyrrell-Team war 1984 mit der nachträglichen Streichung aller damals von den Piloten Martin Brundle und Stefan Bellof erreichten Punkte aus der WM ausgeschlossen worden. Damals waren nach dem Grand Prix von Detroit in einem Wasser-Tank eines Tyrrells ein Anteil von 27,5 Prozent an Kohlenwasserstoffen und Spuren von Alkohol sowie Bleikugeln als Ballast gefunden worden. Mit diesen Tricks der unerlaubten Erhöhung der Oktanzahl und der "Bleifüllung" zur Erreichung des vorgeschriebenen Mindestgewichts von 540 kg hatte Teambesitzer Ken Tyrrell die motorische Unterlegenneit seiner noch immer mit den Cosworth-Saugmotoren ausgestatteten Autos gegenüber den Turbos ausgleichen wollen.

Punkt für Liuzzi

Der englische BAR-Pilot Jenson Button war in Imola als Dritter über die Ziellinie gefahren, sein japanischer Teamkollege Takuma Sato hatte als Fünfter ebenfalls WM-Punkte für das Team geholt, das nun wieder am 29. Mai mit dem Grand Prix von Europa auf dem Nürburgring bei Null beginnen muss. Von der Disqualifikation der beiden BAR-Fahrer profitierte u.a. auch das österreichische Red-Bull-Team: Der italienische Debütant Vitantonio Liuzzi rückte vom zehnten auf den achten Rang vor und holte damit einen WM-Punkt.

BAR-Honda war in Imola mit untergewichtigen Boliden angetreten und hatte nach Auffliegen der Affäre die Existenz eines Zusatztanks stets bestritten. Das Berufungsgericht, dem auch der Österreicher Erich Sedelmayer angehörte, bemängelte in seiner Entscheidung "die fehlende Transparenz und Offenheit" des Teams. Beweise für einen Betrug seien aber keine gefunden worden.

BAR wird vor Zivilgericht klagen

Der Rennstall hatte bei der Verhandlung alle Vorwürfe zurückgewiesen, Kontrollen und Reglements in Frage gestellt sowie die Beweislage als äußerst dünn bewertet. BAR-Honda kündigte an, nun vor einem Zivilgericht gegen dieses Urteil vorgehen zu wollen.

Der Wagen des hinter dem spanischen WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (Renault) und dem deutschen Titelverteidiger Michael Schumacher (Ferrari) ursprünglich drittplatzierten Button hatte beim ersten Wiegen 606,1 kg auf die Waage gebracht. Komplett leer gepumpt unterschritt der Bolide das Mindestgewicht von 600 kg samt Fahrer um 5,4 kg.

"Die Fakten in diesem Fall sind ganz klar", meinte FIA-Präsident Max Mosley in einer ersten Stellungnahme. "Das Team wurde aufgefordert, den gesamten Sprit aus dem Auto zu pumpen. Doch 15 Liter wurden im Tank gelassen und uns gesagt, dass dieser leer sei. Angesichts dieser Umstände glaube ich, dass BAR-Honda sehr nachsichtig behandelt wurde."

BAR "erschüttert"

BAR-Honda zeigte sich vom FIA-Urteil "erschüttert". "Es steht im Gegensatz zur Beweislage", erklärte Teamchef Nick Fry. "Diese Strafe ist deshalb vollkommen überzogen." Aus diesem Grund werde BAR sämtliche juristische Hebel in Bewegung setzen, um doch noch am Wochenende in Montmelo an den Start gehen zu können.

"Unsere Anwälte befassen sich mit dem Fall und prüfen gerade, welche Möglichkeiten bestehen, damit wir am Wochenende doch noch starten dürfen", betonte Fry.

Lange Durststrecke beendet

Wurz sorgte mit dem geerbten dritten Rang für den ersten österreichischen Formel-1-Podestplatz seit fast acht Jahren. Den bisher letzten hatte der Tiroler Gerhard Berger mit seinem überlegenen Triumph im Benetton-Renault am 27. Juli 1997 im Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring herausgefahren.

Für den 31-jährigen Wurz war es der zweite Stockerlplatz in der Königsklasse des Motorsports nach ebenfalls fast acht Jahren. Der Niederösterreicher war am 13. Juli 1997 im Grand Prix von Großbritannien in Silverstone, seinem erst dritten Formel-1-WM-Lauf, im Benetton-Renault Dritter geworden. Wurz war damals Ersatzmann von Berger gewesen, der nach einer Kieferhöhlen-Operation auf drei Rennen hatte verzichten müssen. (APA/red)