Washington - Der seit Jahren übliche routinemäßige Dammschnitt bei Frauen während der Geburt ist nach einer amerikanischen Studie nicht nur wenig hilfreich, sondern kann sogar das Risiko von Komplikationen erhöhen. Zu diesem Schluss kommt ein ForscherInnen-Team der Universität von North Carolina unter Leitung von Katherine Hartmann, das 45 Studien aus den vergangenen 50 Jahren ausgewertet hat. Das Ergebnis wurde am Mittwoch im "Journal of the American Medical Association" (JAMA) veröffentlicht.

"Die Untersuchungen zeigen klar: Es gibt keine Gründe für Routine-Dammschnitte und sie sollten gestoppt werden", sagte Hartmann. Der Eingriff sollte nur zur Beschleunigung der Geburt erfolgen, wenn das Leben von Mutter oder Kind in Gefahr sind. Einen Dammschnitt machen ÄrztInnen während der Geburt vor allem, um den Vaginaleingang zu erweitern und so einen Dammriss zu verhindern oder die letzte Geburtsphase zum Beispiel bei einem großen Kind zu erleichtern.

Risiken und Folgewirkungen

Das Risiko eines Dammrisses werde durch einen Dammschnitt nicht reduziert, fanden die ForscherInnen heraus, eher im Gegenteil. Die Wahrscheinlichkeit, dass Verletzungen genäht werden mussten, lag bei Frauen mit Dammschnitt 26 Prozent höher. Auch die Gefahr von Inkontinenz fiel nicht durch einen Dammschnitt. Das Risiko von Fäkalinkontinenz in den ersten drei Monaten nach der Geburt lag bei Frauen mit Dammschnitt doppelt so hoch. Und der Anteil der Frauen, die nach der Geburt über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr klagten, war bei Frauen mit Dammschnitt 53 Prozent höher als bei Frauen ohne.

In den USA wird nach Schätzungen bei jeder dritten natürlichen Geburt ein Dammschnitt durchgeführt. In Deutschland liegt die Rate nach Angaben des Bundes Deutscher Hebammen bei rund 60 Prozent der vaginalen Krankenhausgeburten. Bei außerklinischen Geburten gebe es eine Dammschnittquote von rund sechs Prozent. (APA/dpa)