Wandelnd auf den ausgetretenen Museums-Pfaden des Audio-Guides kann man Kunsterke für den eigenen Kalalog oder Poster aussuchen. Sollten sie Gefallen an einem weniger prominenten Werk gefunden haben, müssen sie nach wie vor ohne ein Bild davon nach Hause gehen.

Wohlbekannte Beispiele aus der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums von links oben nach rechts unten: Details von Giuseppe Arcimboldo: Sommer, 1563; Correggio: Jupiter und Io, um 1530; Raffael: Madonna im Grünen, 1505 oder 1506; Peter Paul Rubens: "Das Pelzchen", um 1635/40; Albrecht Dürer: Maria mit dem Kind mit der Birnenschnitte, 1512; Diego Velázquez: Infantin Margarita Teresa in blauem Kleid, 1659

Fotos: Kunsthistorisches Museum
Wien - Im Kunsthistorischen Museum ist man stolz: Weltweit sei man das erste Haus mit diesem Service. Die neue Dienstleistung trägt den viel versprechenden Namen "My Collection", bietet aber, wie der Name glauben machen könnte, keine Hilfestellung für Neo-Sammler, sondern die Möglichkeit, einen individualisierten Katalog mit Abbildungen der Lieblingswerke nach Hause zu tragen - natürlich nur die prominentesten. Endlich vorbei die Zeiten als man nur einen "anonymen Katalog" kaufen konnte, schwärmt Dir. Wilfried Seipel vom "spielerischen Umgang mit dem Erlebnis von Kunst". Ein Knopfdruck am Audio-Guide und Rubens "Pelzchen" oder eine Raffael-Madonna ist "bookmarked". Kurze Zeit später ist der entsprechende Katalog oder aber ein Poster in drei verschiedenen Größen produziert.

Schnellklemmschiene und ...

Und tatsächlich: Das Haus am Ring ist wirklich das erste Museum, das seinen Besuchern 9, 15 oder 21 Farbausdrucke mit einer Schnellklemmschiene zu einem A5-formatigen Heftchen gebunden als "Mein Katalog" verkauft. Das mit Namen und Besuchsdatum personalisierte ‚Dings’ mit Preisen von 8,50 bis 17,50 Euro, hat sogar – wie der Praxistest zeigt – einen automatischen Zuklappmechanismus! Vielleicht nicht unbedingt gewollt oder dem Lesen irgendwie zuträglich, aber wirklich innovativ.

...unfreiwilliger "Zuklappmechanismus"

Kosten des Projekts, einer Joint Venture mit Hewlett-Packard und Espro, wollte man übrigens nicht verraten. Die Projektpartner stellten Technologie und Hardware zur Verfügung, das Museum selbst musste nur noch eine "kleine Summe" aufstellen, hieß es.

Die "Kataloge" und Poster, die "drei Tage grelles Sonnenlicht" ohne jeglichen Qualitätsverlust vertragen und die üblichen Verdächtigen unter des Museums Meisterwerken bis zum Abwinken reproduzieren, werden Touristenherzen höher schlagen lassen. Traurig allerdings die Vorstellung beim Kofferauspacken: "Schatz, unser Lipizzaner hat den Dürer zerdrückt." (Anne Katrin Feßler)