+++Pro Von Klaus-Peter Schmidt

Wer Klaus-Peter heißt und nicht in Deutschland lebt, hat eine elastische Einstellung zur Fremdenfeindlichkeit. "Piefke?", zischeln sie mir entgegen, wenn sie meinen ganzen Vornamen lesen. Hören werden sie ihn ohnehin kaum, denn mein Rufname von Kind her ist Peter (und auf den habe ich auch nicht immer gehört).

Dann kam ich zum Bundesheer, und die Kameraden nannten mich Klaus - vertrauend darauf, dass der erste Vorname der Rufname sei. Das hatte später den Alzheimer-mildernden Vorteil, dass ich bei der Anrede "Klaus" wusste, den kenne ich vom Heer her - bis mein jetziger Chef mich auch Klaus nannte. Höflicherweise, nehme ich an, denn mein Rufname bei der Arbeit ist mein Autorenkürzel: kps; was den niedrigen Altersdurchschnitt im Haus beweist, niemand würde mit dritten Zähnen "kps" laut auszusprechen wagen.

Derartige Einflüsse von mehreren Vornamen amüsieren mich einfach. Je mehr Vornamen, umso bunter das Leben. Mit drei Vornamen zum Beispiel kann man durch betont langsames Unterschreiben eines Überweisungsformulars arrogante Bankbeamte ärgern, die alle ihre Arbeit dem Kunden via "Service Point" anhängen wollen. Mit drei Vornamen kann man auch leichter mit drei Flirtpartnern chatten, ohne durcheinander zu geraten.

Was mir allerdings verwehrt ist, ich habe ja keinen zweiten Vornamen, sondern einen Doppelvornamen (mit Bindestrich). Immer noch besser als Jacqueline Wopraschalek - so etwas wäre meinen Eltern nicht passiert.

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Contra---
Von Ljubisa Tosic

Es kann kein Zufall sein, dass die Bekanntesten von uns mit der Kürze sympathisieren. Zeus, Jesus, Buddha, Ronaldo. Nicht dass der Kurzname dafür verantwortlich wäre, was aus einem wird. Aber es ist der Weg zum Ruhm oder auch zu einem ganz normalen, unscheinbaren Leben ohnedies schwer genug - wozu ihn noch mit zusätzlichen Hindernissen pflastern. Mit wem wir es zu tun haben, wollen wir in unserer effizienzhörigen Epoche schnell wissen. Als man noch eine Woche von Wien nach Rom brauchte, da war's leichter. Wer heute seinen Kindern einen Namensdoppler verpasst, macht zudem aus den Kleinen eine lebende Aufforderung zum Lachkrampf und stellt sie aufs Podest der Verhöhnung, von dem sie später womöglich als traumatisierte Erwachsene herabsteigen, die einige Rechnungen mit dieser Welt offen haben.

Als Hans Peter sitzen sie dann im EU-Parlament, oder sie zerbrechen sich als Heinz-Christian den Kopf über Phänomene wie Schrumpfung und Spaltung. Sie scheuen also keine Qual, ihren langen Namen in der Öffentlichkeit zu halten. Aber wirken sie glücklich? Womöglich erinnert sie einer ihrer Vornamen leidvergrößernd an einen Verwandten, den sie gar nicht mochten. Die Eltern meinten es sicher gut. Der Doppelvorname soll wohl nicht nur die Familiengeschichte lebendig halten, vielmehr auch lebensberatend wirken - nach dem Motto: Weiß der Kleine, woher er kommt, weiß er später auch, wohin er geht! In Wahrheit gibt man den Kindlein so nur die Botschaft mit, Kopien zu sein. Solange die Klontechnik noch nicht so weit ist, sollte man das lieber lassen. (Der Standard/rondo/22/04/2005)