Wien - Im Rahmen eines Themenschwerpunkts anlässlich 60 Jahre Zweite Republik und 50 Jahre Staatsvertrag präsentiert das Filmarchiv Austria von 5. Mai bis 26. Juni im Metro Kino unter dem Titel "Besetzte Bilder" österreichisches Kino der Jahre 1945-1955. Am 11. und 12. Mai findet im Metro Kino zudem ein Symposium zum Thema statt.

Im Rahmen des Symposiums wird auch der Sammelband "Besetzte Bilder. Film, Kultur und Propaganda in Österreich 1945-1955", präsentiert, der erstmals eine umfassende Darstellung der Film- und Medienpropaganda während der österreichischen Besatzungszeit bietet.

Gegenpunkte zu "Backhendlzeit"-Filmen

Die Auseinandersetzung mit der Gegenwart verlief im österreichischen Nachkriegskino zunächst nur zögerlich. Vielmehr stellte man bevorzugt k.u.k.-Idyllen und deren typologische Nachläufer in folkloristischer Rahmung aus. Zu dieser Selbstverklärung, die von den Alliierten mitgetragen wurde, gab es aber auch Gegenbewegungen. Die späten Rosenhügelproduktionen wie Aldo Verganos "Schicksal am Lenkrad" (1954) und die Vertreter der neu erwachenden österreichischen Avantgarde (Kurt Steinwender, Herbert Vesely, Ferry Radax) setzen den gängigen Österreich-Bildern und Idealen sozialkritische Positionen, realistische Ambitionen, bisweilen auch ein neues Verständnis von Kino entgegen.

Zwei Programme am 9. und 10. Mai versammeln Avantgarde-Filme der 50-er und frühen 60er-Jahre. Steinwendner, der als Mitbegründer des legendären Art-Clubs von der bildenden Kunst zum Kino kam, ist im Rahmen der Retrospektive ein eigenes Special gewidmet (7., 8., 15. und 16.Mai). Und von 11. bis 13. Mai werden in drei Programmen Reeducationfilme vorgeführt.

"Aufarbeitung oder Verdrängung"

Ein weiterer Fokus gilt weiters von 26. Mai bis 19. Juni unter dem Titel "Aufarbeitung oder Verdrängung" dem Nationalsozialismus im österreichischen Nachkriegsfilm. Abgesehen von einigen wenigen bemerkenswerten Produktionen zum Thema Widerstand und Verweigerung im Dritten Reich, die schon bald nach dem Krieg entstanden (z.B. Eduard von Borsodys "Die Frau am Weg" oder Paul Mays "Duell mit dem Tod"), rückte die NS-Zeit erst in den 70er-Jahren wieder ins Bild - vor allem in TV-Produktionen, beginnend 1971 mit Axel Cortis "Der Fall Jägerstätter".

Die von Andreas Ungerböck kuratierte Auswahl zeigt, dass die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus zu einem geradezu konstituierenden Thema des neuen österreichischen Kinos wurde. Titel wie "Küchengespräche mit Rebellinnen" (1984), "Deckname Schlier" von Wilma Kiener und Dieter Matzka (1985), Wolfram Paulus' "Heidenlöcher" (1986) oder Andreas Grubers "Hasenjagd"(1994) sind nachdrückliche Markierungen in der jüngeren österreichischen Filmgeschichte.

Thema Kalter Krieg

Von 20. bis 30. Juni präsentiert dann die Reihe "Kalter Krieg und Spionage" Beispiele internationaler Produktionen, deren Dramaturgie aus der besonderen geopolitischen Lage der "Location Austria" im Kalten Krieg Attraktion schöpft. Beginnend mit "The Third Man" wurden nach 1955 Filme gedreht, in denen Österreich als illustrer Schauplatz internationaler Spionagenetze fungiert. (APA)