Salzburg - Was steht im Kontrollamtsbericht über die gescheiterte Bewerbung Salzburgs für die Olympischen Winterspiele 2010? Nachdem die parteifreie Gemeinderätin Elisabeth Promegger bekannt gegeben hatte, dass der Rohbericht zur Gebarung der Olympia-Gesellschaft Ende kommender Woche fertig gestellt werden soll, haben die Spekulationen Hochkonjunktur. Nach Lesart ranghoher Magistratsbeamter dürfte die Untersuchung durch die städtischen Kontrollorgane jedenfalls in keinen reinen Jubelbericht münden.

Erste Kritik

Stärkstes Indiz dafür: Wenn Vereinen oder Gesellschaften ein umfassend gutes Zeugnis ausgestellt wird, kann das Kontrollamt auch auf die Erstellung eines Rohberichtes verzichten. Details der Erhebungsergebnisse sind derzeit zwar noch unter Verschluss, unter den Beamten und Gemeinderäten kursieren aber bereits zwei Hauptkritikpunkte. So sollen die Kontrollbeamten unter anderem die Höhe der Gagen für prominente Olympiawerber aus der heimischen Sportwelt massiv kritisieren. Bemängelt werden dürften aber auch die Aufwendungen für interne Veranstaltungen ohne Außenwirkung und die hohen Reisekosten. Insgesamt hat der Versuch, die Winterspiele 2010 an die Salzach zu holen über neun Millionen Euro gekostet.

Zeitablauf fix

Fix dürfte vorerst aber einmal der Zeitablauf sein. Der Rohbericht wird Ende kommender Woche dem ehemaligen Geschäftsführer der Olympia-Gesellschaft Robert Kaspar zur Stellungnahme und zur Klärung noch offener Fragen übergeben. Nach Pfingsten wird das Prüfungsergebnis Bürgermeister Heinz Schaden (SP) zugestellt. Spätestens am 27. Juni könne sich dann der Kontrollausschuss des Gemeinderates erneut mit der missglückten Kandidatur beschäftigen, so Promegger. Damit sei klar, dass der "Kontrollamtsbericht jetzt doch noch vor der endgültigen Entscheidung über eine mögliche Bewerbung für 2014 dem Salzburger Gemeinderat am 6. Juli" vorliege, freut sich Promegger.

Deutliche Mehrheit Die aus der VP-Fraktion ausgeschlossene Promegger gehört neben der Bürgerliste zu den profiliertesten Kritikern von Schadens Olympia-Politik. Sie hat mit mehreren tausend Unterschriften eine Bürgerbefragung in der Stadt erzwungen. Sowohl bei der Stadt-Befragung als auch bei der landesweiten Volksbefragung (Beteiligung etwa ein Fünftel der Wähler) votierten über 60 Prozent der Städter gegen eine neue Bewerbung. Landesweit hatte sich Anfang April hingegen eine deutliche Mehrheit für mögliche Spiele 2014 ausgesprochen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD Printausgabe, 04.03.2005)