München - Deutsche Intellektuelle haben eindringlich an
die Franzosen appelliert, am 29. Mai bei der Volksabstimmung für die
europäische Verfassung zu stimmen. In einem Brief, der am Dienstag
auszugsweise in der "Süddeutschen Zeitung" abgedruckt war, äußern die
Unterzeichner ihre Beunruhigung über "die Verfestigung des
populistischen Nein" gegen die EU-Verfassung.
Geschrieben wurde der Brief von dem Publizisten Klaus Harpprecht;
unterzeichnet haben die Literaten Günter Grass und Wolf Biermann
sowie der Philosoph Jürgen Habermas, Regisseur Alexander Kluge,
Publizist Michael Naumann und die Präsidentin der
Viadrina-Universität, Gesine Schwan.
"Stemmt euch dagegen, dass Frankreich den Fortschritt verrät! Die
Konsequenzen der Ablehnung wären eine Katastrophe für das
Einigungswerk, dem wir eine Epoche des Friedens von mehr als einem
halben Jahrhundert verdanken", heißt es in dem Appell. Europa könne
nur mit Frankreich geschaffen werden, das Land dürfe sich nicht
isolieren. Nur ein gestärktes Europa könne im Verhältnis zu den
Vereinigten Staaten sein Gleichgewicht finden.
Es wäre "eine Torheit", wenn die Franzosen die EU-Verfassung für
ihren "Groll gegen die Regierung" büßen ließen, heißt es in dem
Schreiben weiter. "Europa fordert Mut. Ohne Mut kein Überleben" - für
keines der Mitglieder der Europäischen Union, die mit ihrer
Verfassung "den Traum von Jahrhunderten" erfülle. "Wir sind es den
Millionen Opfern unserer Kriege und Diktaturen schuldig." (APA/dpa)