"Zerrbild"
"Es ist lächerlich, was in Amerika passiert", sagte der Pulitzer-Preisträger. Er habe US-Präsident George W. Bush als "Feind der offenen Kommunikation" kennen gelernt, der nur ein Ziel habe: "Er will den internationalen Terrorismus bekämpfen - mit jedem Mittel. Und er will die Presse ruhig stellen." Eine Ausprägung davon sei Kriegsberichterstattung als "embedded journalism" (Journalisten, die beispielsweise in Panzerkolonnen mitfahren). "Sie bekommen Informationen und Bilder, aber es wird ein Zerrbild gezeigt."
Netz von Informanten
Hersh hat in der Vergangenheit mehrfach die Irak-Politik des Präsidenten kritisiert sowie die systematische Folterung und Erniedrigung irakischer Gefangener im US-Militärgefängnis Abu Ghoreib aufgedeckt und kürzlich konkrete Pläne für einen Einmarsch von US-Truppen in den Iran veröffentlicht. Weltweit bekannt wurde Hersh 1969, als er das Massaker von My Lai (Vietnam) aufdeckte. Das Geheimnis erfolgreicher Arbeit sieht der 67-Jährige in einem Netz von Informanten an den Schaltstellen der Macht wie in Ministerien, Regierungsbehörden und Geheimdiensten. "Gute Geschichten sind die, die die Männer an der Macht unglücklich machen."
Recherchemüdigkeit