"Wie kommt es eigentlich, dass selbst von aufgeschlossenen Medien eine TV-Serie gepriesen wird, in der ,desperate housewifes' letztlich nur als schönheitsoperierte Tussis daherkommen, die nichts anders tun, als sich zu fragen, ob man jetzt mit dem Gärtner fremdgehen soll?"

"Gute Frage! Liegt es möglicherweise an einer etwas beschränkten Weltsicht von Journalisten und anderen Ich-Aktionären?"

"Sie meinen doch nicht etwa auch Kolumnen, in denen weltbewegende Fragen verhandelt werden, wie jene, ob man jetzt Kleinkinder hüten, gleichzeitig immer noch ,in' oder, gemeinsam mit einer besten Freundin, zumindest ein bisschen alkoholisiert sein kann? Oder warum Lehrer Vollidioten sind, wenn sie sich weigern, die Fünf-Tage-Schulwoche zu akzeptieren, wenn doch eigentlich alle Menschen am Samstag in ihr Wochenendhaus fahren möchten?"

"Wo haben Sie denn das schon wieder gelesen?"

"Okay, das habe ich nur gehört. Es wurde aber sicher auch schon geschrieben. Haben Sie nicht auch manchmal das Gefühl, die ganze Welt verwandle sich in eine jener Glossen, die man früher im Arztwartezimmer in Frauenmagazinen gelesen hat: Chic sein, fit sein, aber auch ein bisschen heimelig? Ich muss da immer an Funny van Dannens Lied Freundinnen müsste man sein denken!"

"Ja, und jetzt heißt es wohl: Die ganze Welt ist Freundin oder Brigitte - oder was?" (cp, DER STANDARD, Print, 3.5.2005)