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63 Prozent sind von Chiracs Politik "enttäuscht"

foto: apa/epa/Olivier Hoslet
Paris - Zum zehnjährigen Amtsjubiläum von Präsident Jacques Chirac sind die meisten Franzosen von ihrem Staatschef enttäuscht: 63 Prozent und damit fast zwei Drittel der Befragten antworteten bei einer Umfrage des Institutes TNS/Sofres für die konservative Pariser Tageszeitung "Le Figaro" vom Montag, sie seien "enttäuscht" über Chiracs Politik seit seiner ersten Wahl am 7. Mai 1995. Nur 28 Prozent waren demnach "alles in allem zufrieden" mit dem Konservativen, neun Prozent äußerten keine Meinung. Überwiegend gute Noten erhielt Chirac für seine Außenpolitik; bei der Sozial- und Wirtschaftspolitik erreichte die Unzufriedenheit aber teils Werte von mehr als drei Vierteln.

Denkzettel

Nur 36 Prozent der Befragten sagten, sie zögen eine "eher positive" Bilanz von Chiracs zehn Jahren im Elysée-Palast. Bei 57 Prozent fiel die Bilanz "eher negativ" aus, die übrigen sieben Prozent äußerten sich nicht. Die magere Zustimmung für den Staatschef stand offenbar nicht zuletzt in Zusammenhang mit einem wenig überzeugenden Live-Fernsehauftritt Chiracs für die EU-Verfassung. Am Dienstagabend will Chirac erneut im Fernsehen auftreten; geplant ist ein Live-Interview in der Haupt-Nachrichtensendung von "France 2". Die Franzosen sollen am 29. Mai über die EU-Verfassung entscheiden; dabei wollen Umfragen zufolge viele Stimmberechtigte Chirac einen Denkzettel erteilen.

22. Präsident

Chirac ist der 22. Präsident der Französischen Republik. Das fünfte Oberhaupt der seit 1958 bestehenden Fünften Republik ist der fünfte französische Staatschef, der nach einer siebenjährigen Amtszeit wiedergewählt wurde - nach Jules Grevy (1879-1887), Albert Lebrun (1932-1940), Charles de Gaulle (1959-1969) und Francois Mitterrand (1981-1995). (Allerdings wurden nur General de Gaulle und Mitterrand direkt vom Volk gewählt). Nur Chiracs sozialistischer Amtsvorgänger Mitterrand konnte seine zweite Amtszeit vollenden. Er verbrachte volle 14 Jahre im Elysee-Palast. Grevy trat wegen eines Bestechungsskandals um seinen Schwiegersohn zurück; Lebruns Präsidentschaft endete mit dem Zusammenbruch der Dritten Republik, verursacht durch die militärische Niederlage, die Hitler-Deutschland 1940 Frankreich zufügte; General de Gaulle schied freiwillig aus dem Amt, nachdem die von ihm gewünschte Regional- und Senatsreform in einem Referendum gescheitert war. Chiracs zweite Amtszeit endet 1907, nachdem durch eine Verfassungsänderung das Mandat von sieben auf fünf Jahre gesenkt worden ist. (APA/AFP)