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Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER
Der Alkohol ist uns Österreichern an die Herzkranzgefäße gewachsen. Wir scheuen keinen Aufwand, ihn uns schönzutrinken. Wein gilt als Medizin, die mit steigender Dosis immer alkoholverträglicher wird. Ein Schnapserl für die Verdauung hat noch nie geschadet. - In langen Nächten verdauen wir alle paar Minuten. Und am Tag danach begrüßt uns bereits das Reparaturseidel. (Oder Krügerl - bei komplexeren Reparaturarbeiten.) Der Winzersprache hat sich auf dem boomenden Gebiete der akademischen Weinverkostung jüngst ein wundersamer Ausdruck entlehnt, der seine Wirkung bei uns Konsumenten nicht verfehlt. Er heißt "zurücktrinken" und bedeutet in der Weinwissenschaft: Man kann sich tatsächlich nicht nur nach vorne trinken, bis man umfällt, sondern knapp davor auch wieder zurück. Und das geht so: Wir beginnen mit jungen Weinen, übersiedeln zu kräftigeren, unterziehen uns hochprozentigen Ölungen, machen ungehemmt weiter, bis wir Rot nicht mehr von Weiß unterscheiden können. Ja und dann trinken wir uns mit leichten Weinen schön langsam wieder zurück, bis wir nüchtern sind. Danach könnten wir aufhören. Man muss uns nur noch erklären, warum wir das sollten. (Daniel Glattauer, DER STANDARD - Printausgabe, 30. April/1. Mai 2005)