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Der Autozulieferer und Betreiber des Marburger Flughafens, Prevent, sowie der neue strategische Partner Hypo-Alpe Adria Bank halten zusammen nun mehr als 50 Prozent an der "Styrian Spirit".

Foto: APA/Kainerstorfer
Graz - Die steirische Regionalfluglinie Styrian Spirit hat abermals im letzten Augenblick ein finanzielles Luftloch durchtaucht. In der jüngsten Hauptversammlung wurde eine neuerliche Kapitalaufstockung, diesmal in der Höhe von vier Millionen Euro beschlossen. Schon im Vorjahr benötigte die Fluglinie 1,8 Mio. Euro.

Die jetzige Kapitalzufuhr wurde federführend vom slowenischen Partner, dem Autozulieferer und Betreiber des Marburger Flughafens, Prevent, sowie dem neuen strategischen Partner, der Hypo-Alpe Adria Bank, durchgezogen. Beide Unternehmen halten zusammen nun mehr als 50 Prozent. In Graz wird jetzt befürchtet, dass die Linie mittelfristig nach Klagenfurt oder Marburg absiedeln werde.

Politisches Getöse

Die neuerliche Kapitalerhöhung ist von einem lauten politischen Getöse begleitet. Ursprünglich war nämlich paktiert, dass die Grazer Stadtwerke AG - der Vorstand hatte dazu den schriftlichen Auftrag des Aufsichtsratspräsidiums, den Vorsitz führt der ehemalige SPÖ-Finanzstadtrat Alfred Edler - ihren Anteil an der Fluglinie von zwei auf mehr als 50 Prozent erhöhen solle. In der entscheidenden AR-Sitzung schwenkte die SPÖ jetzt aber um, und torpedierte damit den Stadtwerke-Einstieg. SPÖ-Chef Walter Ferk argumentierte: "Es ist weder Aufgabe noch Kompetenz der Grazer Stadtwerke, eine desolate Fluglinie zu führen." Die Übernahme sei zu riskant.

Die SPÖ gefährde 130 Arbeitsplätze, wetterte VP-Landesgeschäftsführer Andreas Schnider, VP-Wirtschaftslandesrat Gerald Schöpfer zeigte sich verärgert, dass die SPÖ "eine Entscheidung gegen den Wirtschaftsstandort" getroffen habe.

Die Estag lässt grüßen

Bemerkenswert an diesem Streit ist die völlig ausgeblendete Parallele zum folgenschweren Skandal um den Landeskonzern Energie Steiermark Holding AG (Estag) vor exakt einem Jahr, in dessen Folge der damalige Dreiervorstand sowie VP-Landesrat Herbert Paierl gehen mussten.

Einer der Hauptauslöser des Skandals war die Beteiligungspolitik des Konzerns. Den Estag-Vorständen wurde vorgeworfen, sich unter anderem an der Styrian Spirit beteiligt zu haben, dies sei kein "Kerngeschäft", lautete die Kritik auch im landespolitischen Estag-Untersuchungsausschuss.

Ein Jahr später sieht die Einschätzung zumindest für die kleine "Schwester" der Estag, die Grazer Stadtwerke, gänzlich anders aus. Hier wurde der prinzipielle Einstieg in die Fluglinie von allen Parteien goutiert - ehe die SPÖ nun umschwenkte. Die Fluglinie mache Sinn, zumal die Stadtwerke ohnehin auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern seien. Ähnlich hatte sich 2004 die Estag-Führung verteidigt. (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.4./1.5.2005)