"Politische Willkür"
Spar-Vorstandsdirektor Rudolf Staudinger sprach in der Pressekonferenz von "politischer Willkür" und einer "Anti-Spar-Verordnung". Es sei eine bekannte Tatsache, dass es in Oberösterreich Tankstellen gebe, die an Sonntagen auf mehr als 80 Quadratmetern verkaufen würden. Staudinger verwies außerdem auf ein Geschäft im Innsbrucker Bahnhof, das - nach Prüfung des Wirtschaftsministeriums - auf 800 Quadratmetern sonntags aufsperren könne.
Eine Reduzierung auf 80 Quadratmeter bedeute, dass in etwa nur eine Fläche von zwei Kassentischen, ein Teil der Brotabteilung und ein Drittel der bisherigen Obstabteilung genutzt werden könnten, erklärte Staudinger. Dies sei für das effiziente Betreiben eines Supermarktes aber "viel zu wenig". Die umstrittene Verkaufsstelle in Linz sei von Anfang an als solcher geplant gewesen und nicht als "Tankstellenkiosk", betonte der Vorstandsdirektor.
Sigl: "Christliche Tradition und Kultur"
Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (V) habe gegenüber Spar argumentiert, dass Oberösterreich ein "Land mit christlicher Tradition und Kultur" und der freie Sonntag in der Landesverfassung verankert sei. Dem stellte Staudinger den "verfassungsrechtlich geschützten Vertrauensgrundsatz" gegenüber: Spar habe den Mietvertrag mit den ÖBB vor dem 1. August 2003 unterschrieben und damit vor In-Kraft-Treten des neuen Ladenöffnungsgesetzes, das ein Aufsperren am Sonntag flächenmäßig beschränkt.
Spar büße durch die nunmehrige Schließung ab Samstag um 18.00 Uhr rund ein Drittel des gesamten Wochenumsatzes der Bahnhofsfiliale ein, berichtete Oberösterreich-Chef Jakob Leitner. Elf der aktuell insgesamt 49 Arbeitsplätze an dem Standort gingen dadurch verloren. Für drei ausschließlich an Sonntagen beschäftigte Mitarbeiter "glauben wir nicht, eine Lösung zu finden", erklärte Leitner. Die übrigen acht sollen an anderen Standorten Arbeit finden.
4000 Kunden am Sonntag
Der Markt im Linzer Hauptbahnhof sei jedenfalls gut angenommen worden. Von Beginn an habe man an Sonntagen rund 3.500 Kunden gezählt, zuletzt seien es zirka 5.000 und unter der Woche etwa 4.000 gewesen. Auch eine Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes "market" belege die hohe Akzeptanz, so Leitner: 95 Prozent der Kunden der Filiale seien zufrieden, dass das Geschäft bisher sonntags aufgesperrt hat, und würden sich von den politischen Entscheidungsträgern "kein Zurück in dieser Frage" wünschen. Auch von 58 Prozent der Oberösterreicher und 64 Prozent der Linzer werde dies begrüßt.