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Liu Jia vertraut in ihre Vorhand.

Foto: APA/EPA/Tsuno
Shanghai - Weltmeister Werner Schlager ist bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften in Shanghai der große Gejagte, die jüngsten Ergebnisse lassen aber seiner Landsfrau Liu Jia mehr Chancen. Mit den Siegen beim Top 12 in Rennes und bei der EM in Aarhus holte die 23-Jährige heuer die in Europa wichtigsten Titel, und dementsprechend selbstbewusst geht sie trotz schwieriger Auslosung in die WM. Für Liu zählt nur eine Medaille.

Geheimnis Lockerheit

Die Linzerin ist mittlerweile eine andere geworden als sie es vor ihrer langwierigen Schulterverletzung war. "Ich habe gelernt, dass es auch anderes als Tischtennis gibt. Ich gehe mit dem Tischtennis jetzt viel lockerer um, auch wenn ich verliere." Die eklatante Leistungssteigerung seit dem Herbst führt Liu aber auch auf ihre nunmehrige mentale Stärke zurück: "80 Prozent spielen sich im Kopf ab. Und da bin ich bereit, eine Medaille zu holen. Ich möchte sie unbedingt."

Unter Druck setzen will sich die Europameisterin aber nicht lassen, nicht von sich und nicht von ihrem Umfeld. Mit ihrem stark verbesserten Spiel treibt Liu vielmehr die Gegnerinnen in die Enge, vor allem mit der Vorhand. "Die hat jetzt viel mehr Qualität und gibt mir daher Sicherheit. Wenn ich dann aber doch einmal unter Druck gerate, spiele ich in diesen Momenten sehr vernünftig", urteilt die Oberösterreicherin über sich selbst.

Keine Hemmungen

Von der gewachsenen Reife Lius profitiert nicht zuletzt das Mixed-Spiel mit Schlager, das dem Duo schon zu Monatsbeginn EM-Bronze gebracht hat. Liu dazu: "Jetzt trau' ich mich auch die Initiative zu übernehmen. Früher war ich an Werners Seite eher gehemmt, da er die Erfolge hatte und ich noch nicht so."

Lius mentale Spielführung ist ebenfalls gereift. So gesteht sie offen ein, ihre Gegnerin schon auch einmal mit einem etwas intensiveren Jubel bewusst einschüchtern zu wollen. Und sie weiß: "Wenn ich wieder gut spiele, kann ich wirklich gegen jede gewinnen. Auch gegen die Chinesinnen."

Eine der WM-Lokalmatadorinnen ist Lius beste Freundin und so nebenbei topgesetzt. Zhang Yining will Liu daher erst im Finale als Gegnerin: "Wir sind gemeinsam aufgewachsen und auch jetzt noch ständig in Kontakt, bei Tag und bei Nacht." Einen eventuellen Erfolg gegen eine Chinesin würde man Liu in China eher gönnen als einer anderen Europäerin, da ist sich die gebürtige Chinesin sicher: "Denn ich bin in China noch immer sehr akzeptiert."(APA)