London - Ein medizinisches Dogma könnte fallen: Britische
Wissenschafter haben bei Osteoporose-Patienten nach einer ersten
Knochenfraktur getestet, ob Vitamin D und Kalzium weitere
Komplikationen verhindern könnten. Doch diese Routinebehandlung wirkt
offenbar nicht, stellte sich in der groß angelegten Studie heraus,
die in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift
"The Lancet" (29. April) veröffentlicht wird.
Adrian Grant von der Universität von Aberdeen und seine Co-Autoren
nahmen in die Studie rund 5.300 Osteoporose-Patienten im Alter über
70 Jahre auf. Sie mussten in den vorangegangenen zehn Jahren einen
Osteoporose-bedingten Knochenbruch, zum Beispiel eine
Schenkelhalsfraktur, einen Unterarmbruch oder einen
Wirbelkörpereinbruch, erlitten haben. Per Zufall wurden sie einer von
vier Gruppen zugeteilt: Eine erhielt Vitamin D, die zweite Kalzium,
die dritte beides und die vierte bloß Scheinmedikamente.
Keine weiteren Frakturen verhindert
Die Beobachtungszeit betrug zwischen 24 und 62 Monaten. Der Körper
benötigt Vitamin D3 und Kalzium zum Knochenaufbau. Doch zwischen den
einzelnen Probandengruppen - insgesamt wurden 698 neuerliche
Frakturen unter den 5.300 Personen registriert - gab es bei der
Häufigkeit solcher Komplikationen keinen Unterschied. Grant: "Unsere
Studienergebnisse zeigen, dass Kalzium und Vitamin D3 als
Routine-Medikation zumindest keine weiteren Frakturen verhindern
kann." Die Behandlung sollte vor allem mit Bisphosphonaten als
Hemmstoffe für die Knochenabbau erfolgen. (APA)