Plattencover: Yep Records

THE GO-BETWEENS
Oceans Apart
(Edel)

Das dritte Album seit der Reunion der begnadeten Songwriterband The Go-Betweens öffnet sich nach den sehr klassisch gehaltenen Vorgängern und geht in die Breite. Ein wenig. Neben der immer noch charakteristisch reduzierten Melodieführung der beiden Gitarristen tauchen Chorgesang und behutsam eingesetzte Bläser auf. Robert Forster und Grant McLennan, Alleskönner in ihrem Fach, haben für Oceans Apart Mark Wallis als Produzenten verpflichtet, der bereits das Album 16 Lovers Lane aus der ersten Karriere der nicht selten als "beste Band der Welt" bezeichneten Australier etwas voluminöser produziert hat. Irgendwie wird es langsam beängstigend, wie diese Band seit den frühen 80ern, spätestens seit ihrem Album Spring Hill Fair, Meisterwerk an Meisterwerk reiht - und sich dabei noch selbst zitiert: Was meinen Australier, wenn sie vom "Regen im Oktober" sprechen? Spring Rain, genau. Limitiert ist Oceans Apart mit einer Live-EP erhältlich, die unter anderem das wunderbare When People Are Dead be- inhaltet. Am 23. 5. live im Kino Ebensee, am 24. 5. im Wiener WUK.

HEAVY TRASH
Same
(Yep Roc)

Dass es sich auszahlt, wenn Musiker pilgern, beweist Jon Spencer im Verein mit Matt Verta-Ray. Als Heavy Trash fahren die beiden ans Grab von Elvis in Memphis, machen dort respektvoll einen Knicks und spielen anschließend ein spitzenmäßiges Rock-'n'-Roll-Album ein, das ohne Spencers bekannt brachiale Blues-Explosions-Exzesse auskommt, sondern klassisch nach Frühling 1957 oder den frühen Beasts Of Bourbon klingt. Fantastisch!

DINOSAUR JR.
You're Living All Over Me
(Merge Records)

Die ersten drei Alben der Hard- core-Band und Grunge-Wegbereiter Dinosaur - nach einem Rechtsstreit Dinosaur Jr. - wurden nun remastert und um Bonustracks sowie Videomaterial erweitert neu aufgelegt. Das titellose Debüt ist bis auf den Song Forget The Swan eher entbehrlich, Bug, das dritte des chronisch zerstrittenen Trios, wegen zwei, drei Songs sein Geld wert. Das Meisterwerk der US-Band ist jedoch You're Livin All Over Me. J Mascis, Lou Barlow und der lapidar Murph genannte Drummer definierten damit Rock neu. Eine irrwitzige Mischung aus Punk und Psychedelik gebar eine Ästhetik, die für den bald folgenden Grunge zum unerreichten Maßstab wurde. You're Living All Over Me, 1987 auf dem legendären SST-Label erschienen, war das Nevermind einer Zeit, die dafür noch nicht reif war. Mascis' weinerlicher, an Neil Young angelehnter Gesang und die mittels Effektpedalen ins Unerhörte beschleunigten Gitarren - sie sind heute noch atemberaubend. Ein Klassiker der Moderne.

WILLIAM ELLIOTT WHITMORE
Ashes To Dust
(Southern/Trost)

Wem Nick Cave, Will Oldham oder Bohren Und Der Club Of Gore neuerdings zu ausgelassen erscheinen, der lausche William Elliott Whitmore. Der Mann mit einem Händedruck wie ein Schraubstock führt auf seinem zweiten Album Liedgut zwischen Tod und Zerfall mit der Stimmung zur Zeit der großen Depression in den USA auf - und zwar genialisch. Karg instrumentiert - Banjo, Gitarre, Stiefelabsatz - singt er mit nie gehörter Reibeisenstimme vom Ende aller Tage. Ein Großer in seinem Fach. (flu, DER STANDARD, rondo/29/04/2005)