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Aus Zenita Komads Malerei-Zyklus im Kunsthaus Nexus: "Louise", 2004.

Foto: Archiv Komad
Saalfelden - Das Schachspiel - eine schwarz-weiße Welt mit verschiedenen Charakteren, unendlich Zugmöglichkeiten und Handlungsspielräumen. Unglaublich komplex ist das Spiel der Spiele, zu Meisterschaft gelangt nur, wer logisches wie intuitives Talent in sich vereint, Ruhe und Gelassenheit scheinen jedoch nicht wegzudenkende Charaktereigenschaften zu sein.

Schach hat bereits mehr als einmal Stoff für meisterliche Erzählungen, bzw. künstlerische Auseinandersetzungen hergegeben, sei es die Schachnovelle von Stefan Zweig, in der sich ein Inhaftierter mit Mentalschach am Leben erhält, der Suspense-Krimi Knight Moves mit Christopher Lambert, in dem die Meisterschaft im Spiel so manchem das Leben kostet, oder etwas profaner das ABBA-Musical Chess, in dem es um die Verstrickungen eines Schachmeisters in emotionalen Beziehungen geht. Selbst der große Duchamp war dem Schach tief verbunden, als Spiel, Philosophie oder künstlerische Ausdrucksweise.

Zenita Komad hat den Zyklus Operation Capablanca rund um das Meisterspiel entwickelt, bestehend aus einem Film, einer Oper, die im Herbst in der Kunsthalle Wien zur Uraufführung kommt, und einer Installation. Die Präsentation gestaltet sich in Etappen und nimmt ihren Anfang mit Zenita City im Kunsthaus Nexus in Saalfelden. Adaptiert wird die Entstehungsgeschichte des Spiels, die auf eine indische Legende zurückgeht. Diese wird mit dem Geschick der Schachmeister Fran¸cois-André Philidor und José Raoul Capablanca verwoben, medial aufbereitet und opulent in Szene gesetzt.

Darüber hinaus lässt Komad eigene Erfahrungswerte und Existenzfragen einfließen. Ein Schachspiel bildet das Zentrum der Installation, quasi Basis und Ausgangspunkt zugleich - jedes Feld ein Quadratmeter. Das Spielfeld ist jetzt noch recht mager bestückt. Einzig die weißen und schwarzen Bauern, formal Keuschheitsgürteln nachempfunden, stehen auf ihren Positionen, harrend was noch kommen mag.

Eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit der Welt passiert, die nicht von ungefähr den Namen der Künstlerin als Ortsangabe, Orientierungshilfe trägt. Umgeben ist das Spielfeld von 27 Malereien unterschiedlicher Sujets: ein bisschen Märchenwelt, etwas Clownerie, politisch relevante aber auch philosophische Themen. Bei der Eröffnung rezitierte Gert Jonke als weißer König die Erlösungslitanei aus seinem Stück Die versunkene Kathedrale. Am Rande steht ein Fotoautomat, mit dem das Prinzip des Imaginären aufgenommen und profanisiert wird. Vor einem Bluescreen kann man sich fotografieren lassen, den Hintergrund - eines von Komads Bildern - sowie den passenden Text kann jeder frei wählen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Zenita Komad für eine Arbeit interdisziplinäres künstlerisches Handeln einsetzt. Immer wieder beziehen sich ihre Arbeiten auf Literarisches oder Geschichtliches. Installation, Film, Malerei und Musik sind die Ausdrucksmöglichkeiten, die dem vielschichtigen Anspruch der Künstlerin gerecht werden. "Ich bin die Leibeigene meines Werks", sagt Komad. Das Herz und die Seele bilden die Künstlerin sowie die Menschen, mit denen sie bei ihren Produktionen zusammenarbeitet. Eine Meisterin, die ihr Spiel beherrscht. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.04.2005)