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Tiroler-Loden-Chef Andreas Gebauer ist mit der Verfahrenseinstellung noch nicht zufrieden: Er will klagen.

Foto: AP/Andreas Gebauer
Innsbruck/Wien - "Ich bedanke mich bei allen, die mitgeholfen haben, dass ich diesen Tag erleben durfte - und das meine ich wörtlich." Bewegt berichtet Andreas Gebauer im Besprechungsraum der Tiroler Loden davon, dass er zuerst von einem Redakteur der Tiroler Tageszeitung und dann auf Nachfrage aus dem Justizministerium von der Einstellung der gegen ihn geführten Verfahren erfahren hat.

Am 3. Juni 2001 war die Produktionsstätte der Tiroler Loden bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Rasch war von Brandstiftung die Rede und der Firmenchef geriet in Verdacht, der Auftraggeber gewesen zu sein.

Im Dezember 2003 wurde er für einige Tage in Untersuchungshaft genommen - widerrechtlich, wie der UVS später feststellen sollte. Seit dem Brand liegt Gebauer auch in erbittertem Streit um Schadenersatzforderungen an die Uniqa-Versicherung.

Schwere Vorwürfe gegen Beamten

In gut einem Dutzend Pressekonferenzen hatte Gebauer schwere Anschuldigungen gegen die ermittelnden Beamten des Bundeskriminalamts, das Innenministerium einschließlich Ressortchef Ernst Strasser und die Innsbrucker Justiz erhoben.

Unter anderem war von Amtsmissbrauch, gezielter Falschinformation und Zeugenbeeinflussung die Rede. Vor einem Jahr fand Gebauer dann im Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ) einen prominenten Unterstützer, der über den "Metternich'schen Polizeistaat" und den "auszumistenden Augiasstall" am Landesgericht Innsbruck sprach und sich nun über einen "Sieg der Gerechtigkeit" freut.

Gutachterstreit

Die Einstellung der Verfahren wird von Norman Schadler, dem stellvertretenden Kabinettschef von Justizministerin Karin Miklautsch (BZÖ), so begründet: Die Gutachten über eine mögliche Brandstiftung würden einander widersprechen und bezüglich einer möglichen Beteiligung Gebauers nichts ergeben. Auch der Betrugsvorwurf gegen Gebauer erhärtete sich nicht, ebenso wenig die Vorwürfe gegen die ermittelnden Beamten.

Das Ministerium folge mit seiner Entscheidung dem Vorhabensbericht der Oberstaatsanwalt Innsbruck und weiche nur in einem Nebenaspekt von jenem der Staatsanwaltschaft ab, erklärt Schadler, der bis vor Kurzem Klubsekretär der FPÖ im Tiroler Landtag war.

Das Gebauer nun eine Anzeige gegen den Innsbrucker Leitenden Staatsanwalt erstatten will, will Schadler nicht überbewerten, für "aufsichtsbehördliche Maßnahmen bestehe keine Veranlassung".

Attacke gegen Uniqa

Scharf greift Gebauer erneut die Uniqa an, und bezeichnet sie als "treibende Kraft hinter den Anschuldigungen, Verdächtigungen und Vernaderungen". Gebauer erwartet, dass die Uniqa nun umgehend alle Forderungen erfüllt, obwohl der "Schaden mit Geld nicht mehr gutmachbar" sei.

150 Arbeitsplätze seien verloren und die Marke Tiroler Loden "beschädigt". Bisher habe die Uniqa nur 16 Millionen Euro bezahlt, einen Teil des Sachschadens. Insgesamt seien noch 30 Millionen Euro ausständig.

Uniqa-Pressesprecher Norbert Heller sieht das gelassener: "Das Strafverfahren ist nicht von uns ausgegangen." Nach dessen Abschluss könne nun im Zivilverfahren geklärt werden, ob der Tiroler Loden noch weitere Versicherungsleistungen zustehen. Bisher habe man "mehr als 18 Millionen Euro bezahlt".

Neue Verwaltung

Mit dem Geld von der Versicherung plant Gebauer in Sistrans bei Innsbruck eine neue Verwaltung, Labors und Marketing aufzubauen, der Produktionsstandort Kärnten soll von 23 wieder auf 50 Arbeitsplätze aufgestockt werden.

Der gepachtete Standort Innsbruck soll jedenfalls aufgegeben werden, Gebauer hofft künftig wieder 80 bis 100 Leute zu beschäftigen. (Hannes Schlosser, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.04.2005)