Die Grazer Medizinische Universität hat ein Modell erstellt, mit dem sie den freien Studienzugang sichern, dem Studentenansturm aus dem Inland - und möglicherweise auch bald aus Deutschland - trotzen und weiterhin die Ausbildungsqualität gewährleisten möchte. Studierende kommen in die streng limitierten Lehrveranstaltungen des zweiten Semester nur noch, wenn sie im "Eignungstest für das Medizinstudium", einem Kenntnistest und den Prüfungen des ersten Semesters in der Reihung unter den ersten 300 Studierenden sind.

"Von unserer Seite tun wir alles Erdenkliche, um den freien Studienzugang zu erhalten und die Qualität der Ausbildung zu gewährleisten - selbst wenn unter Umständen auch bald noch Studierende aus Deutschland an unsere Universität drängen. Wir sind gerüstet", so der Grazer Vizerektor für Studium und Lehre an der Grazer Medizin-Uni, Gilbert Reibnegger, im APA-Gespräch. Das bedeutet, dass die künftigen Studienanfänger unter deutlich schärferen Bedingungen als bisher nach der Frist von nunmehr einem (statt bisher dem zweiten Semester) selektiert werden.

Ab dem Wintersemester 2005/06 steht jeweils im Jänner ein Ranking über die Plätze für den zweiten Abschnitt ins Haus. Nur die besten 300 kommen weiter. "Das ist keine Knock-Out-Prüfung, sondern ein Auswahlverfahren für die Lehrveranstaltungen mit beschränkter Teilnehmerzahl", so Reibnegger. Wer keine entsprechende Punktezahl erreicht hat, kann noch zwei Mal - allerdings immer nur im Jänner des darauf folgenden Jahres - antreten.

Die Punktevergabe erfolgt nach drei Kriterien, so der Vizerektor: Der "Eignungstest" (nach Schweizer Vorlage) untersuche die "Studierfähigkeit des Kandidaten für das Fach Medizin". Mit ihm können maximal 50 Prozent der erforderlichen Punkte erreicht werden. Daneben sind ein Multiple Choice Test über Inhalte des ersten Semesters (30 Prozent der Punkte) sowie weitere Punkte für Leistungen über die Prüfungen im Halbjahr ausschlaggebend. "Ich denke, dass wir damit ein faires Verfahren entwickelt haben", so Reibnegger.

Einem möglicherweise starken Zuwachs an deutschen Studierenden sieht der Vizerektor mit Gelassenheit entgegen: "Wir gestalten das erste Semester jetzt bis auf das Stationspraktikum als Vorlesung. Das Praktikum könnte von jetzt 700 auf 1.000 Plätze aufgestockt werden. Die Vorlesungen können wir im Fall des Falles mitfilmen und direkt im Internet übertragen. Die Studierenden brauchen dann eigentlich nur einen PC und einen Internetanschluss und können, wenn sie wollen, zu Hause bleiben. Im Jänner zeigt sich dann sowieso, wer weiterkommt".

Zur Entwicklung des Modells sei eine offene Arbeitsgruppe vom Senat installiert worden, die gemeinsam mit Vertretern der Hochschülerschaft die Details ausgearbeitet hat. Am 2. Mai endet das Begutachtungsverfahren, Mitte Mai werde im Senat abgestimmt, so Reibnegger. (APA)