Brüssel - Europa-Parlamentarier fordern ein Verbot von hochgiftigen Zusatzstoffen in Zigaretten. "Das würde das Aus von mindestens 99 Prozent der heute bekannten Zigaretten bedeuten", erklärte Ausschusschef Karl-Heinz Florenz (CDU). "Nikotin wird immer schädlich sein, aber eine noch größere Gefahr sind die Zusatzstoffe."

Einige der nach seinen Angaben 800 Beimengungen seien als Grundstoff zwar ungefährlich, würden aber bei Verbrennung hochtoxisch. "Da sind Dioxine und Furane dabei, dass einem die Haare zu Berge stehen", erklärte Florenz.

Chemikalien-Richtlinien

Derzeit berät das Parlament die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Chemikalien-Richtlinie (REACH), mit der zehntausende Stoffe auf ihre Schädlichkeit überprüft werden sollen. Das Projekt ist umstritten, da die Industrie Milliarden-Kosten für die Prüfung der vor 1981 auf den Markt gekommenen Substanzen beklagt.

Jeder Zusatzstoff soll überprüft werden

Die Parlamentarier wollen auch die Zusatzstoffe in den Zigaretten in die REACH-Liste aufnehmen. "Dann müsste jeder Zusatzstoff auf die Prüfbank", erklärte Florenz. Das gehe bereits beim Zigarettenpapier los, das oft mit zahlreichen Zusatzstoffen angereichert sei. "Jeder Raucher ist zwar für seine Gesundheit selbst verantwortlich. Aber nur, wenn er davon ausgehen kann, dass in seiner Zigarette nur Tabak ist."

Unrealistische Forderung

Der ÖVP-Europaabgeordnete Richard Seeber, kritisierte die Forderung am Mittwoch als "unrealistisch"." Die Einbeziehung sämtlicher Zigaretten-Zusatzstoffe in die geplante EU-Chemikalienrichtlinie (REACH) wäre eine Überfrachtung dieses wichtigen, EU-Projekts. Ein dadurch mögliches Aus für 99 Prozent aller heute auf dem Markt befindlichen Zigaretten ist schlichtweg unrealistisch", erklärte Seeber.

Chemikalien-Richtlinie

Das Parlament berät mit der EU-Kommission derzeit die umstrittene Chemikalien-Richtlinie. Sie sieht die Erfassung von bis zu 30.000 giftigen Substanzen vor. Das Parlament wird voraussichtlich im Oktober oder November über das Gesetzesprojekt abstimmen. Der europäische Chemiedachverband CEFIC warnte am Mittwoch vor unverhältnismäßig hohen Kosten für die Industrie. Vor allem Klein- und Mittelbetrieben könnten die Kosten für die Registrierung der Stoffe bis zu 20 Prozent ihres Umsatzes kosten, heißt es in einer Studie des Beratungsunternehmen KPMG. (APA/dpa)