Der deutsche Chipkonzern Infineon stellt sich nach tiefroten Zahlen in seinem zweiten Geschäftsquartal auf weiterhin trübe Aussichten auf den Halbleitermärkten ein. Die Sparmaßnahmen müssten fortgesetzt werden, zumal auch beim Preisdruck keine Entlastungen zu erwarten seien, sagte Infineon-Chef Wolfgang Ziebart am Dienstag in München.

Nachfrageschwäche bei Handy-Chips und Umbaukosten für seine Kommunikationssparte

Im zweiten Quartal machte der Konzern vor allem wegen der Nachfrageschwäche bei Handy-Chips und Umbaukosten für seine Kommunikationssparte einen Verlust von 114 Mio. Euro, nach einem Gewinn von 142 Millionen in den vorangegangenen drei Monaten und einem Plus von 39 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Der Umsatz schrumpfte zwischen Jänner und März gegenüber dem Vorquartal um 12 Prozent auf 1,61 Mrd. Euro und im Jahresvergleich um 3,6 Prozent.

"Da es keine Faktoren gibt, die kurzfristig zu einer höheren Nachfrage führen, insbesondere in den Bereichen Speicherprodukte und Mobiltelefone, werden wir uns auch im dritten Geschäftsquartal weiter auf Kostensenkungsmaßnahmen und die Restrukturierung nicht profitabler Bereiche konzentrieren", sagte Ziebart.

Druck

Den Preisdruck hofft der Konzern im laufenden dritten Quartal des Geschäftsjahres 2004/05 (30. September) über steigende Stückzahlen teilweise ausgleichen zu können. Allerdings werde das Auslaufen der Chip-Produktion in München-Perlach das Betriebsergebnis in bisher nicht bezifferbarer Höhe belasten, hieß es. Vor Zinsen und Steuern müsse abermals mit einem Verlust gerechnet werden. Infineon hatte angekündigt, die Chip-Fertigung an dem Standort bis Anfang 2007 dicht zu machen und den Schritt mit veralteten Produktionstechnologien in dem Werk begründet. Nach Unternehmensangaben sind davon rund 800 Beschäftigte betroffen.

Die Sparmaßnahmen seien "nicht zu Ende", sagte Ziebart. Innerhalb der kommenden drei bis vier Monate werde das Unternehmen alle wesentlichen Umstrukturierungen definiert und angekündigt haben. Details ließ der Infineon-Chef aber offen.

An der Jahresprognose eines operativen Gewinns im Gesamtjahr hält Ziebart fest. Das Marktumfeld habe sich allerdings seit Ausgabe der Prognose im vergangenen Herbst dramatisch verschlechtert. Es werde daher deutlich schwerer, das Ziel zu erreichen.

Rot

Im zweiten Quartal rutschte Infineon vor Zinsen und Steuern (EBIT) deutlich in die roten Zahlen mit einem Minus von 117 Mio. Euro (Vorjahr: 71 Mio. Euro Gewinn). Nach dem ersten Halbjahr steht damit noch ein operativer Gewinn von 94 Mio. Euro in den Büchern. Der Überschuss sank in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich von 73 auf 28 Mio. Euro bei einem Umsatzplus von 4 Prozent auf 3,42 Mrd. Euro.

Größter Verlustbringer im zweiten Quartal war die Sparte Kommunikation. Den Umsatzrückgang des Bereichs führte Infineon auf eine saisonale Abkühlung auf dem weltweiten Handy-Markt zurück. Die Sparte Speicherprodukte litt unter dem Preisverfall. Hinzu kamen einmalige Lizenzeinnahmen, die die Erlöse des Bereichs im vorangegangenen Dreimonatszeitraum deutlich in die Höhe getrieben hatten. Die Erlöse in den Bereichen Automobil- und Industrieelektronik legten dagegen leicht zu.(APA/dpa)