"Kein Trauermarsch"
"Das ist kein Trauermarsch", sagte einer der Organisatoren, Sinawor Megrian. "Wir fordern, dass die Türkei den Völkermord anerkennt." Am Sonntag jährt sich zum 90. Mal der Beginn der Armenierverfolgung, der mehrere hunderttausend Menschen zum Opfer fielen.
"Eine Frage der Moral"
Auch der armenische Präsident Robert Kocharian forderte die Türkei zum vollen Eingeständnis der historischen Schuld auf. "Es geht hier nicht um materielle Wiedergutmachung, es ist eine Frage der Moral", sagte der Präsident am Samstag in einem Interview mit dem russischen Fernsehen. Armenien sei daran interessiert, die bilateralen Beziehungen weiterzuentwickeln: "Wir müssen in die Zukunft blicken, nicht in die Vergangenheit, obwohl wir diese nicht vergessen dürfen."
Nach armenischen Angaben 1,5 Millionen Opfer der Verfolgungen
Den am 24. April 1915 begonnenen Verfolgungen fielen mehrere hunderttausend Menschen zum Opfer, nach armenischen Angaben sogar 1,5 Millionen. Während Armenien von Völkermord spricht, wird dies in der Türkei zurückgewiesen. Der Nachbar spricht von einer kriegsbedingten Zwangsumsiedlung und setzt die Opferzahl wesentlich niedriger an. Das Thema sorgt immer wieder für Spannungen zwischen der Türkei und europäischen Ländern und vergiftet das türkische Verhältnis zum Nachbarn Armenien.
Die Behörden erwarteten am Sonntag 1,5 Millionen Besucher bei dem Mahnmal - dies ist fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes. Außerdem reisten mehrere tausend Angehörige der armenischen Diaspora nach Eriwan. Überall luden Kirchen und Klöster zu Gedenkgottesdiensten ein. Höhepunkt der Gedenkfeiern sollte eine landesweite Schweigeminute um 17.00 Uhr (16.00 Uhr MEZ) sein.
24. April 1915