Bereits im März deutete Springer-Chef Mathias Döpfner an, dass ihm der Sinn nach Großem steht. Das Boulevardblatt Fakt machte er innert kürzester Zeit zur meist verkauften Tageszeitung in Polen. Doch das nahe liegende, nämlich auch in anderen osteuropäischen Ländern ein ähnliches Konzept zu fahren, verneinte er damals: "2005 haben wir andere Prioritäten."

Welche das sein könnten, war kaum vorstellbar, wiewohl Springer sein Begehren nach mehr nie verheimlicht hat. Schon jetzt hält der größte europäische Zeitungskonzern 11,8 Prozent am TV-Imperium von Haim Sabans ProSiebenSat.1. Über eine Aufstockung auf bis zu 50 Prozent wurde zuletzt spekuliert.

Trotz Dementis von Sabans Investorengruppe bestätigte Döpfner Mittwoch indirekt Medienmeldungen der Vortage: "Der Aufbau eines zweiten Standbeines im deutschen TV-Geschäft" sei eine Option, um Umsatz und Gewinn zu steigern, erklärte er vor Springer-Aktionären.

Keine Einwände

Medienwächter finden keine Einwände: Die ProSieben-Gruppe (ProSieben, Sat.1, Kabel1, N24, Neun Live, sonnenklar.tv) hat einen Marktanteil von 22 Prozent, entflechtet muss nach deutschem Medienrecht erst ab 30 Prozent werden.

Scheitern könnte der Deal letztlich am Geld: Zu haben gibt's die Senderkette um 1,5 Milliarden Euro, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wie der Verlag (Umsatz: 2,4 Mrd. Euro) diese Summe aufbringen will, darüber rätseln Branchenkenner derzeit. Obendrein gibt es mit dem Medientycoon Rupert Murdoch einen zahlungskräftigen Mitbewerber. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 21.4.2005)