Foto: www.sandoz.at
Wien/München - Die schweizerische Pharmafirma Sandoz wird ihren Konzernsitz voraussichtlich von Wien nach München verlagern. Wie das deutsche "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) unter Berufung auf Unternehmenskreise schreibt, wird die Tochterfirma des Schweizer Novartis-Konzerns die endgültige Entscheidung für die Generika-Zentrale noch im April bekannt geben.

Sandoz wollte dazu bisher keinen offiziellen Kommentar abgeben. Auch das bayerische Wirtschaftsministerium, das in die Verhandlungen über den Umzug eingebunden sei, hielt sich bedeckt.

Von der Donau-City nach Holzkirchen

Den Informationen der Zeitung zufolge wird Sandoz die Zentrale für das weltweite Geschäft mit der Herstellung und dem Verkauf von Generika-Präparaten von der Wiener Donau-City nach Holzkirchen vor die Tore Münchens verlegen.

Hier ist auch die Familienfirma Hexal beheimatet, die Novartis im Februar für 5,65 Mrd. Euro übernommen hatte. Zusammen steigen Sandoz und Hexal zum Weltmarktführer für Generika auf, jenen Nachahmermedikamenten, die nach Ablauf des Patentschutzes günstig hergestellt und angeboten werden können.

Grund für das erwachende Interesse großer Pharmafirmen am Generikasektor ist die Aussicht auf überdurchschnittliche Wachstumsraten. Sandoz-Chef Andreas Rummelt verweist auf Schätzungen, wonach sich der Weltmarkt für Generika von derzeit etwa 58 Mrd. Dollar bis Ende des Jahrzehnts auf 100 Mrd. Dollar nahezu verdoppeln wird.

Intensiver Preiswettbewerb

Anders als Novartis bringen die meisten etablierten Pharmariesen jedoch wenig Erfahrung in diesem Geschäft mit, das durch relativ intensiven Preiswettbewerb und kurze Produktzyklen geprägt ist. Die Renditen sind meist deutlich niedriger als im innovativen Pharmageschäft. In Europa wurde die Generikabranche im vergangenen Jahr zudem auch von staatlichen Preisrestriktionen beeinträchtigt. Etliche große Generikahersteller holen aus dem operativen Geschäft nur einen bescheidenen freien Cashflow heraus.

Die deutsche Sandoz-Tochter hat bereits ihren Konzernsitz in München. Zudem sind die zwei Produktionsstätten des Konzerns im österreichischen Tirol, wo insgesamt 2.500 Mitarbeiter vor allem Antibiotika herstellen, von der bayerischen Landeshauptstadt leichter zu erreichen, hieß es. Im Standortrennen war zuletzt noch der Sitz der Novartis-Zentrale in Basel.

Zunächst 115 Verwaltungsmitarbeiter betroffen

Betroffen von dem Umzug sind laut "Handelsblatt" zunächst 115 Verwaltungsmitarbeiter in Wien. Möglicherweise wird mittelfristig auch ein größerer Teil der Forschung verlagert. Das wären dann bis zu 50 zusätzliche Mitarbeiter.

Der Umzug sei einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte bei der Konzernbetriebsratssitzung Ende nächster Woche, heißt es in dem Bericht. Vorher wolle Sandoz keine offizielle Stellungnahme abgeben. "Es ist abzusehen, dass Wien den Standort nicht behält", hieß es jedoch gestern von möglicherweise betroffenen Mitarbeitern.

Prestigeerfolg für Bayern

Für die bayerische Landesregierung bedeute die Entscheidung auch einen Prestigeerfolg. Denn schon seit längerem versucht gerade Österreich, deutsche Firmen mit guten Standortbedingungen und günstigen Unternehmensteuern ins Land zu locken. In München wird aber darauf verwiesen, dass Sandoz keine speziellen Subventionen durch den Bund oder die Landesregierung erhält. Dies sei schon aus EU-Wettbewerbsgründen nicht möglich. In Wiener Regierungskreisen ist man da skeptisch. Aus der Landesregierung in München wird denn auch eingeräumt, dass es etwa bei der Höhe der Gewerbesteuer ein Entgegenkommen für Sandoz gegeben haben könnte. (APA)